SWR1 3vor8

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26DEZ2021
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Ein Zeichen. Ein Wink vom Himmel. Das wäre doch toll, gerade wenn im Leben wichtige Entscheidungen anstehen: Die Berufswahl zum Beispiel. Oder beim Heiraten - soll ich, oder soll ich nicht? Ein himmlisches Zeichen, ein göttlicher Wink - und alles wäre viel leichter. Aber wäre es das wirklich?

Eine biblische Geschichte, die heute in vielen Weihnachtsgottesdiensten zu hören ist, erklärt vielleicht, warum ich da so meine Zweifel habe. Es geht um einen Politiker, einen König namens Ahas in Jerusalem vor über 2000 Jahren. Ahas steckt politisch in einer echten Bedrohungslage. Aber er ist ein Glückspilz, denn Gott selbst sagt zu ihm: Lieber König Ahas, ich mache Dir die Entscheidung leicht. Fordere von mir ein Zeichen und Du wirst sehen, dass es besser ist, dich aus allen Kriegen um dich herum raus halten. Wenn nicht, wird das böse Folgen haben! Aber - König Ahas ziert sich! Seine Kriegspläne aufgeben? Sich einfach nur um das Wohl der eigenen Bevölkerung kümmern? Das will er nicht hören. Es wäre aus mit seinem Reichtum, Glanz und Gloria. So ein Zeichen will Ahas nicht haben.

Ich fürchte, diese Geschichte ist ein Spiegel dafür, wie es auf der Welt meistens läuft. Auch bei den großen Krisen des jetzt zu Ende gehenden Jahres 2021. Unheil kündigt sich immer an. Zunehmende Überschwemmungen weltweit hätten uns warnen können vor einer Flutkatastrophe im eigenen Land. Frühzeitige Warnungen vor den Taliban in Afghanistan haben nicht verhindern können, dass gefährdete Einheimische nicht rechtzeitig ausgeflogen wurden. Und ich fürchte, auch eine göttliche Donnerstimme aus den Wolken hätte daran nichts geändert.

Das ist frustrierend. Aber - so erzählt es die Bibel - Gott schickt trotzdem ein Zeichen. Er kündigt dem König Ahas an: Eine junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und den wird sie nennen Immanuel.

Immanuel - das bedeutet „Gott mit uns“. Ahas trifft die falsche Entscheidung, sein Land wird zerstört. Trotzdem wird ein Kind geboren, ein Neuanfang. Die Menschen bauen ihr Leben neu auf - und besser! Im Laufe der Geschichte werden die Menschen immer wieder Warnungen in den Wind schlagen und Unheil verursachen. Und immer wieder schickt Gott seinen Immanuel zu uns. Nicht frustrieren lassen von den Fehlern der Vergangenheit. Noch einmal neu anfangen, und diesmal machen wir es besser. Jedes Jahr an Weihnachten ist das die Botschaft aus der Krippe: Ein Kind fängt mit uns neu an. Gottes Zeichen, dass er uns nicht allein lässt. Immanuel - Gott ist mit uns - und er bleibt es.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34547
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