SWR2 Wort zum Tag

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22DEZ2021
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Nur noch zwei Tage bis Weihnachten. Als Kind konnte ich es kaum erwarten, bis endlich der Heilige Abend da war. Bei uns in der Familie war dann alles so spannend. Meine Eltern haben am 23. Dezember abends die Glastüren zum Wohnzimmer mit Bettlaken verhangen und uns Kindern erzählt, dass in der Nacht das Christkind kommt. Natürlich waren meine Geschwister und ich dann ganz aufgeregt. Wir haben uns die ganze Zeit gefragt: Wird das Christkind wirklich kommen? Jedes Jahr hatten wir Glück: es hat über Nacht den Weihnachtsbaum aufgestellt, ihn geschmückt und uns natürlich auch viele Geschenke gebracht.

Ich habe dieses Vorgehen meiner Eltern nie in Frage gestellt - im Gegenteil - ich habe die Tradition geliebt und war auch nicht sauer auf meine Eltern, als ich irgendwann herausgefunden habe, dass sie für uns Christkind gespielt haben.

Mittlerweile bin ich selbst in der Elternrolle und andere Eltern haben mir erzählt, wie sie das heute mit ihren Kindern an Weihnachten machen.

Eine gute Freundin sagt: „Wir feiern mit unseren Kindern einfach den Geburtstag Jesu. Bei uns kommt kein Christkind.“ Sie feiern als Familie gemeinsam ein Geburtstagfest, so, als sei Jesus ein Familienmitglied. Nur dass nicht Jesus die Geschenke bekommt, sondern jeder in der Familie, vor allem die Kinder. Meine Freundin erklärt dann dazu, dass der Heilige Abend so ein besonderer Tag ist, weil Gott die Menschen so sehr liebt und ganz nahe bei ihnen sein möchte. An Weihnachten vor über 2000 Jahren ist Gott als kleines Baby auf die Welt gekommen, und auch heute noch können wir von Gott etwas erkennen, wenn wir anderen eine Freude machen.  

Meine Freundin sagt: „Für unsere Kinder ist Weihnachten ein ganz besonderes Fest – auch ohne den märchenhaften Charakter mit so einem zauberhaften, vielleicht sogar unsichtbaren Christkind.“

Momentan ist unser Kind so klein, dass ich noch nicht entscheiden muss, wie wir Weihnachten als Familie gestalten. Aber mir gefällt die Version meiner Freundin. Sie fokussiert von Anfang an, worauf es zu Weihnachten ankommt: Gott kommt zu den Menschen. Das ist das größte Geschenk von Gott und gleichzeitig auch der eigentliche Grund, warum Menschen in diesen Tagen besonders aufeinander achten und sich gegenseitig eine Freude machen.

Eigentlich ist es dann auch zweitrangig, woher die Geschenke genau kommen. Hauptsache ist, ich kann diesen eigentlichen Zauber von Weihnachten spüren.

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