Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

20DEZ2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Fürchtet euch nicht!“ Was für ein Satz auf einer Briefmarke. Sonst sind auf den Marken eher Tierbabies abgebildet, oder aufrechte Demokraten oder Landschaften. Aber als Weihnachts-Briefmarke gibt es in diesem Jahr das Bild eines Engels und dazu den Satz: „Fürchtet euch nicht!“

Das stammt aus der Weihnachtsgeschichte der Bibel. Ein Engel sagt das, als er einfachen Hirten erscheint und ihr normales Leben durcheinander bringt. 9 Monate vorher hat der Engel es zu Maria gesagt, als sie erfahren hat, dass sie Mutter werden wird. Und auch dem Josef, der sich um Maria und das Kind Sorgen macht. Der Engel sagt den beiden, ganz persönlich adressiert, wie ein besonderer Gruß direkt aus Gottes Herzen: „Fürchte dich nicht, Maria!“ „Fürchte dich nicht, Josef!“

Ich finde, das ist so ein herrlich nüchterner Satz, weil er damit rechnet, dass wir uns sehr wohl fürchten. Wir schweben ja auch nicht locker-leicht durch’s Leben. Auch nicht in der Weihnachtswoche. Auch uns treffen Ereignisse, mit denen wir nicht gerechnet haben: Da liegen Menschen im Krankenhaus und andere sitzen besorgt an ihrem Bett. Manche sind in Kurzarbeit und fragen sich, wie es nächstes Jahr werden wird. Wir hören Nachrichten und können manchmal nur noch fassungslos den Kopf schütteln. Mitten in solche Situationen hinein wird uns gesagt: „Fürchtet euch nicht!“

Manchmal klingt es ganz leise, wie geflüstert. Zum Beispiel, wenn im richtigen Moment jemand da ist, der meine Hand nimmt und mir zuhört.

Manchmal tönt es laut wie ein Fanfarenstoß, um uns aufmerksam zu machen und uns herauszufordern. Lass dich nicht lähmen, heißt das vielleicht. Lass dich nicht kleinkriegen. Du bist nicht allein!

Den Hirten in der Weihnachtsgeschichte hat das „Fürchtet euch nicht“ jedenfalls einen Weg gezeigt. Sie haben ihre alltägliche Arbeit unterbrochen und sind zum neugeborenen Jesus gegangen. Sie haben über dieses Wunder der Liebe Gottes gestaunt.

Auch später werden sie immer wieder Grund zum Fürchten gehabt haben. Aber „Fürchtet euch nicht“ – das hat in ihnen nachgeklungen.

Ich finde diesen Satz auf einer Briefmarke genial. So kann die Botschaft ins Pflegeheim wandern oder zu Eltern, die nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht, oder zu jemandem, der in diesen Tagen traurig ist oder verunsichert. Ein Gruß von Mensch zu Mensch und direkt aus dem Herzen Gottes: „Fürchtet euch nicht!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34499
weiterlesen...