Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

05DEZ2021
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Stellen Sie sich vor, es ist Weihnachten und Sie bekommen kein einziges Geschenk. Nicht mal eine Kleinigkeit, die zeigt, dass jemand an Sie gedacht hat. Für mich und die meisten ist das undenkbar. Aber wer in Deutschland in Strafhaft ist, erlebt genau das. Aus Sicherheitsgründen dürfen Angehörige in den allermeisten Bundesländern nämlich keine Päckchen ins Gefängnis schicken. Nicht einmal zu Weihnachten.

Während wir „draußen“ im Kreis der Liebsten fröhlich feiern, fühlen sich die Menschen hinter Gittern an den Festtagen daher oft besonders einsam.  

Ich finde: Gerade an Weihnachten darf das nicht sein. Schließlich feiern Christinnen und Christen da, dass Gott Liebe und Freude zu den Menschen bringt. Zu allen Menschen – auch zu denen, die schon einmal etwas falsch gemacht haben, in ihrem Leben. Auch zu denen, die von der Gesellschaft sonst eher an den Rand gedrängt werden.

Vor 2000 Jahren, als Jesus geboren wurde, waren das die Hirten. Sie galten damals als gefährlich und kriminell und niemand wollte etwas mit ihnen zu tun haben. Und dann haben ausgerechnet sie zuerst die frohe Botschaft von der Geburt des Jesuskindes gehört. Damit hat Gott gezeigt: Die Weihnachtsfreude gilt allen Menschen. Alle sollen sich darüber freuen. Also auch die, die zurzeit im Gefängnis sind.

Deshalb hatten Mitarbeitende der christlichen Straffälligenhilfe vor einigen Jahren eine gute Idee: Man könnte doch Spenderinnen und Spender bitten, ein Päckchen zu packen mit Kleinigkeiten, über die sich jeder freut wie Schokolade, Plätzchen, Kaffee und ein netter Weihnachtsgruß. Die Pakete werden anonym gepackt und von der Seelsorge pünktlich zum Fest an die Gefangenen verteilt.

„Weihnachtsfreude im Gefängnis“ heißt die Aktion. Und immer mehr Menschen machen mit. Sie verschenken damit nicht nur süßen Genuss, sondern viel mehr. Die Beschenkten spüren: Da denkt jemand an mich und will mir eine Freude machen. Dieses Gefühl ist unendlich wertvoll und genau das, worum es an Weihnachten geht.

Auch ich werde deshalb in diesem Jahr ein Päckchen packen. Und falls Sie auch Lust haben: Noch kann man sich dazu anmelden. Alle Infos dazu gibt es Internet auf der Website der christlichen Straffälligenhilfe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34423
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