Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Mir ist die Lust vergangen; ich mag nicht mehr!“ Ich kann mich an viele Situationen erinnern, in denen mir diese Worte über die Lippen kamen oder ich innerlich das Gefühl hatte: Jetzt reicht’s! Manchmal war es einfach eine Laune: der x-te Versuch, etwas hinzukriegen. Vergeblich! Manchmal war es aber auch ernster: Eine Negativkritik nach der anderen. Zweifel packten mich: Bin ich für diese Aufgabe geeignet? Andere fragen: Taugt unsere Partnerschaft noch? Oder: Hat diese Operation noch einen Sinn? Vorbei der Optimismus früherer Zeiten! Erloschen die Kraft, noch einmal anzufangen! Am Ende das Selbstvertrauen, das ich sonst immer hatte! „Ich mag, ich kann nicht mehr!“

Es gibt im Alten Testament eine Geschichte, die von solchen Erfahrungen erzählt (1 Könige 19,1-8). Mit Leidenschaft hatte der Prophet Elija seinen Dienst versehen. Unermüdlich war er unterwegs, vor allem in Gegenden, in denen die Leute Gott vergessen hatten. Es machte ihm nichts aus, wenn er auf Widerstand stieß. Mit viel Phantasie versuchte er, das Interesse seiner Zuhörer zu gewinnen. Doch der Erfolg hielt sich in Grenzen. Und sein Auftreten führte dazu, dass man ihm nach dem Leben trachtete. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu fliehen. Enttäuscht und mit den Nerven am Ende landet er in der Wüste. Unter einem Ginsterstrauch lässt er sich nieder und betet: „Es ist genug, Herr, nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.“

Elija macht eine Erfahrung, die viele machen: Er ist am Ende. Zu viel ist schief gelaufen. Zu sehr fühlt er sich als Versager. Zu wenig hat er erlebt, dass Gott auf seiner Seite ist. Nun hat er die Nase voll. Er will nicht mehr.

Aber Gott will. Ein Engel rührt den Schlafenden an. „Steh auf und iss“ sagt er. Und Elija sieht neben sich Brot und einen Krug voll Wasser. Doch obwohl Elija isst und trinkt: Zum Aufbruch reicht es nicht. Zu groß scheint seine Enttäuschung zu sein. Zu schwach sein Vertrauen. Zu gering der Glaube, Gott könne ihm helfen. Aber genau das geschieht. Ein zweites Mal rührt der Engel Elija an. Und wieder fordert er: „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.“ Der Weg als Zeichen dafür: Es geht weiter. Gott gibt Elija neue Kraft. Eine ermutigende Botschaft für die, die nicht mehr können.

Ermutigend auch das Ende der Geschichte: „Da stand Elija auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.“


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