Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Soll ich – oder soll ich nicht?“ Eine durchaus gängige Frage vor wichtigen Entscheidungen. Soll ich die mir angebotene Stelle annehmen – oder soll ich es nicht? Soll ich den Menschen an meiner Seite heiraten – oder nicht? Soll ich mich auf die Therapie einlassen, die mir der Arzt dringend empfohlen hat – oder nicht? Was spricht dafür? Was dagegen? Sind es nur Argumente oder auch Gefühle? Wie auch immer – am Ende steht ein Wagnis. Ein Schritt ins Ungewisse.

Es gibt im Neuen Testament eine Geschichte, die von diesem Schritt ins Ungewisse erzählt (Matthäus-Evangelium 14,22-33). Ein harter Tag liegt hinter Jesus und seinen Jüngern. Während er sich noch in die Einsamkeit zurückziehen möchte um zu beten, sollen die Jünger mit einem Boot ans andere Ufer des Sees fahren. Unterwegs werden sie von einem Sturm überrascht. Das Boot wird von den Wellen hin her geworfen – ein Bild für stürmische Lebens- und Entscheidungssituationen und die bange Frage: „Was soll ich tun?“

Die Geschichte erzählt weiter, dass mitten im Sturm plötzlich Jesus auftaucht und die Jünger beruhigt: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ Diese Worte zeigen Wirkung. Petrus fasst sich ein Herz und fordert Jesus auf: „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.“ – Auf dem Wasser gehen – was für eine Entscheidung! Geht das? Trägt das? Die Geschichte zeigt, dass Jesus in solchen Entscheidungssituationen bei uns ist – mitten im Sturm, mitten in der Unsicherheit. Er macht uns Mut, den Schritt zu tun, für den wir uns entschieden haben: „Komm!“

Zögernd setzt Petrus seinen Fuß auf das Wasser – die Worte noch im Ohr, die er gerade tapfer gesagt hat: „Herr…, sag, dass ich kommen soll…“ Den Blick auf Jesus gerichtet, wagt er den Schritt. Dass die See unruhig ist, stört ihn nicht. „Komm!“ Ein Schritt folgt dem anderen. Es scheint gut zu gehen. Aber die Wellen schlagen hoch an ihm. So ist das oft bei Entscheidungen: Haben wir sie getroffen, werden wir plötzlich unsicher. „Herr, rette mich!“ schreit Petrus. Jesus streckt ihm die Hand entgegen und zieht ihn zu sich. „Du Kleingläubiger“, sagt er, „warum hast du gezweifelt?“

Petrus hat eine wichtige Erfahrung gemacht. Er weiß, dass er mit Jesus etwas wagen kann.
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