Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Da musst du durch!“ Wie oft habe ich diese Worte gehört, wenn ich vor brenzligen Situationen stand! Nüchtern bringen sie das Unausweichliche zum Ausdruck. Und ebenso nüchtern ist: Niemand kann dir den Schritt, der zu tun ist, abnehmen. „Da musst du durch! Ganz allein!“
Dass dies auch anders sein kann, zeigt eine Geschichte aus dem Alten Testament (Exodus 13,17 – 14,31). Sie erzählt vom Gottesvolk Israel, das unter menschenunwürdigen Bedingungen in Ägypten leben musste. Gott aber hat das Leid gesehen. Und er hat in Mose einen Mann gefunden, dem er den Auftrag gab: „Führe mein Volk aus Ägypten heraus!“ Nach langem Hin und Her gelang es Mose, den ägyptischen König zu bewegen, die Israeliten freizugeben. So kam es zu jenem legendären Auszug aus Ägypten. Ein Weg, der sich schon bald als Fluchtweg erweisen sollte: Der ägyptische König bereute nämlich seine ursprüngliche Entscheidung und befahl seiner Streitmacht, die Davonziehenden zurückzuholen – wenn nötig, mit Gewalt. Schon bald hatten die Soldaten die Israeliten eingeholt. Die sahen sich nun in einer Falle: Vor ihnen lag das Meer, hinter ihnen verfolgten sie die Ägypter. Angst und Schrecken packte sie. Und nicht wenigen tat es Leid, überhaupt auf Mose gehört und sich auf den Auszug eingelassen zu haben. Eine verzweifelte Situation, ohne jede Alternative. Das kann sich überall ereignen. „Ausweglos“ nennt man das. Und dann heißt es plötzlich: „Da musst du durch! Ganz allein!“

In einem wunderbaren Bild schildert die Geschichte schließlich, wie das gehen kann: „Da musst du durch!“ – Zunächst stellt Gott sich durch einen Engel zwischen sein Volk und den Verfolger – eine schützende Geste, die zum Ausdruck bringt: „Ich lass dich jetzt nicht allein.“ Dann erhält Mose den Auftrag, seine Hand über das Meer auszustrecken, und Gott bewirkt, dass die Israeliten auf trockenem Boden durchs Meer hindurch ziehen können, „während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand… So rettete Gott an jenem Tag das Volk Israel…“

Die Geschichte ist zeitlos und zeigt, dass wir durch ausweglose, schwierige Situationen nicht allein durch müssen: Gott geht mit. Und sie zeigt, dass Gott durch schwierige Situationen einen Weg bahnt.



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