SWR1 Begegnungen

SWR1 Begegnungen

28NOV2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in
Anne-Christine Langenbach Foto: Roger Schäfer

… und Anne-Christine Langenbach. Wann fühlen Sie sich richtig lebendig? Ich spür das, wenn ich was tue oder erlebe, was ich echt liebe. Obwohl, auch wenn was weh tut, spür ich das Leben, als Sehnsucht. Anne-Christine Langenbach liebt Musik und, hofft sehr, dass ihr Adventskonzert heute stattfinden kann.

Wir freuen uns natürlich am allermeisten auf die Besucher, die kommen. Wir freuen uns aber noch mehr, dass wir endlich wieder auftreten können. Und musizieren können. Gemeinsam dieses Erlebnis haben. Und dann natürlich: die Freude sehen bei den Zuhörern.

 

Dabei ist Chorsingen mit Abstand schwierig. Vor allem auch für Kinder und Jugendliche. Aber die Sehnsucht, wieder zu singen, ist größer. Und sie glaubt, die schlummert in allen.

Singen ist ja auch ein körperliches Wohlgefühl. Es macht einen glücklich. Man muss sich nur einmal überwinden und richtig laut lossingen. Und es geht einem sofort besser.

So begeistert hat sie vor 20 Jahren die Singschule an der Peterskirche in Weinheim gegründet. Eine Erfolgsstory. Mit dem „Klassik Echo“ wurden sie ausgezeichnet. In die 7 Chöre ihrer Singschule kommen jede Woche 150 Kinder und Jugendliche. 

Zunächst macht Kindern singen einfach großen Spaß. Fast allen Kindern. Man muss also nicht viel tun, um sie zum Singen zu bringen. Und sie lernen hier, einfach auch sehr, auf die anderen zu hören, und dass das Ziel, nur in der Gemeinschaft zu erreichen ist.

In der Gemeinschaft können die Einzelnen richtig wachsen. Immer wieder hat Anne Christine Langenbach das erlebt. 

Wie sich gerade ganz schüchterne, zurückhaltende Kinder entwickeln und bei unserem jährlichen Musical plötzlich -nach fünf Jahren - dastehen und ne Hauptrolle singen.

Es geht ihr nicht um Auslese der Besten, sondern um Community. Mir ist das sehr sympathisch. Auch Jungs im Stimmbruch sollen dabeibleiben können. 

‚Toll, endlich kommst Du in den Stimmbruch‘. Der wird von mir quasi auf Händen durch den Stimmbruch getragen. Ich schreibe auch extra Stimmen, damit er auf den wenigen Tönen, die er singen kann, dabei sein kann.

Bei uns ist jedes Kind willkommen. Wir haben auch immer wieder „Brummer“ dabei. Es kann jedes Kind, jeder Mensch kann singen lernen, mancher braucht halt ein bisschen länger.  

Man spürt das Credo, das Anne Christine Langenbach - ja - verkörpert: ‚Singen ist Leben‘. Gut, wenn Menschen das in der Kirche erleben können. Und eine Kirche, die lebendig ist. 

Beteiligung auch am Geschehen im Gottesdienst. Das ist das, was die Kinder reizt. Und dann finden sie es auch wichtig und toll. Und dann kommen auch die Eltern. Und es macht ja auch die Gottesdienste wirklich um vieles reicher.

So etwas ist doch eine win-win Situation. Menschen können sich echt er-leben und Gemeinde wird lebendig. Ohne Druck. 

Was wir machen, ist den Kindern über die geistlichen Lieder einfach die Glaubensinhalte ja auch nahe zu bringen. Was die Kinder und Jugendlichen hinterher damit für sich selber machen, das ist natürlich dann ihre Sache.  

Für Anne-Christine Langenbach gehört singen zum Advent, unbedingt. Und sie hat auch Tipps, wie man wieder damit anfangen könnte. In ein paar Minuten erzähle ich, wie.

 

Singen im Advent: hoffen auf Erlösung

 

Anne -Christine Langenbach ist Kirchenmusikdirektorin in Weinheim, aus Leidenschaft. Vor 20 Jahren hat sie die Singschule an der Peterskirche gegründet für Kinder und Jugendliche. Singen ist für sie Leben. Gerade auch in der Adventszeit und auf Weihnachten hin.

Wenn die Kirche voll ist und die Gemeinde singt richtig aus voller Seele mit und das ist in der Regel bei ‚Tochter Zion‘ oder später auch an Weihnachten, wenn alle ‚O Du fröhliche‘ singen, dann bin ich glücklich.  

Aber gibt es da nicht ein Problem? Kirchenmusik klingt ja oft – vorsichtig gesagt - etwas älter. Erreicht man damit noch Ohren und Herzen von Kindern und Jugendlichen? Sie erlebt: ja durchaus. 

Bei den Jugendlichen ist die TOP1 immer der Quempas, eine Renaissancestück. Aber was es gibt, sind tolle neue Arrangements, poppige oder jazzige. Und das kommt natürlich grad bei den Jugendlichen an.  

Angesagt ist zB. die Gruppe Pentatonix, wie groovend die alte Lieder singen. Und es gibt auch gute neue Lieder. Die beides ausdrücken: Dass das Leben Angst macht und diese Sehnsucht, dass es sich wenden soll zum Guten, für uns und dass es sich wenden kann. In einem Lied heißt es zB.

‚An dunklen kalten Tagen, beschleicht uns banges Fragen, was wird wohl morgen sein? Gott kommt und schafft die Wende.‘
Warten auf etwas, was uns erlöst. Ich glaube, das ist etwas ganz Besonderes, gerade in diesem Jahr. Und diese Hoffnung, dass dieses Nachdenken oder überhaupt das Singen und die Musik uns wieder näherbringt, trotz aller Abstände, im Räumlichen, aber auch der Abstände, die im Kopf entstanden sind.
 

Für Kirchenmusiker wie Anne-Christine Langenbach ist in der Adventszeit richtig volles Programm, Hektik. Wie bei vielen. Aber sie erlebt den Advent auch sehr erfüllend. Z.B. wenn sie mit Kindern und Jugendlichen singend unterwegs sein kann. 

Man braucht nur mit ein paar Kindern in ein Altenheim zu gehen. Da strahlen die Menschen. Wenn die dann ein Advents- oder Weihnachtslied singen, dann ist eine so tolle Stimmung, Und da geh ich natürlich auch ganz erfüllt von nach Hause. Wenn ich dann noch ne schöne Kerze mir anzünde, dann ist Advent.

Schöne Erfahrung, oder? Adventshektik kann wohltuend werden, wenn man anderen dabei etwas gönnt. Was ihr sehr am Herzen liegt: Gönn es Dir, selber zu singen. Am ehesten geht es vielleicht, zusammen mit Kindern. 

Also sich ein Kind suchen oder zwei und lossingen. Es gibt unheimlich viele Aufnahmen im Internet. Wir selber haben mit der Singschule letztes Jahr Advents- und Weihnachtslieder eingesungen. Natürlich gibt es jede Menge CDs. Am besten, was einlegen, laut stellen und mit einstimmen.  

Also: keine Zurückhaltung und keine Sorge vor ein paar falschen Tönen. Anne- Christine Langenbach wünscht sich und uns für den Advent.

Gesundheit und Mut zum Singen. Und dass uns das gelingt, dass wir so viel Gesundheit haben, dass die Kirchen offen bleiben dürfen für Gottesdienste, dass die Chöre an Weihnachten singen dürfen.

 

Die Singschule – in Aktion und aufgezeichnet:

https://www.youtube.com/watch?v=Ih-n0PTqn2k

https://www.youtube.com/watch?v=HK06B8vUCqc

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34376
weiterlesen...