Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Irgendwo in Deutschland war eine Stelle für einen Schäfer ausgeschrieben. Auf diese Stelle meldeten sich 280 Personen, darunter 83 Frauen. Ich weiß nicht, ob es in Deutschland so viele arbeitslose Schäfer gibt. Vielleicht hatten aber auch einige, die sich gemeldet hatten, etwas romantische Vorstellungen von diesem Beruf, eventuell inspiriert von Bildern und Gemälden, die eine vermeintliche Hirtenidylle darstellen. Vielleicht wussten sie auch nicht genau, welche Anforderungen dieser Beruf mit sich bringt.
Dies war in biblischer Zeit anders. Die alten Israeliten waren Hirten von Schafen und Ziegen. Als Nomaden waren sie mit ihren Herden zwischen der Wüste und dem Kulturland Kanaan ständig auf der Suche nach Weideplätzen und Wasserstellen. Der Beruf des Hirten war ein harter, aufopfernder und gefährlicher Beruf. Man konnte sich verirren und mit der Herde in Todesgefahr geraten. Der Mangel an Wasser war ein großes Problem, man musste die wenigen Wasserstellen kennen. Wenn Raubtiere die Herde anfielen, musste der Hirte die Herde verteidigen unter dem Einsatz seines Lebens.
Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, wenn im gesamten alten Orient und auch in Israel die Könige und die Priester sich gerne den Beinamen Hirten geben ließen. Damit wollten sie ihre Mitverantwortung an der Hirtensorge Gottes zum Ausdruck bringen.
Sie haben Gott erfahren als derjenige, der für die Menschen da sein und sie zum wahren und sinnvollen Leben führen will, wie ein guter Hirte.
Im Alten Testament gibt es einen Psalm, in dem es um das Vertrauen auf Gott, den guten Hirten geht. In einer neuen Übersetzung hört er sich so an:

Du, Herr, bist mein Hirte;
Du führst mich zu Blumenwiesen,
lässt mich ausruhen am frischen Wasser
und gibst mir neue Kraft.

Auf sicheren Wegen leitest du mich,
dafür bürgst du mit deinem Namen.
Und muss ich auch dunkle Wege gehen -
ich habe keine Angst!

Du, Herr, bist bei mir;
du schützt mich und führst mich,
das macht mir Mut.

Du nimmst mich bei dir auf,
deckst mir deinen Tisch;
und füllst mir das Glas randvoll.

Deine Güte und Liebe umgeben mich
an allen Tagen;
in deinem Haus darf ich bleiben,
geborgen, mein Leben lang.




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