SWR3 Gedanken

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03DEZ2021
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Ach, der ist doch nur ein kleines Licht. Höre ich jemand sagen. Denn so sagt man über Menschen, die nicht besonders viel Einfluss oder Macht haben. Die eher gehorchen als bestimmen, die eher funktionieren als dirigieren. Kleine Lichter sind nicht besonders helle, bewegen nicht viel. Das tun nur die großen. Ach ja?

Um diese Jahreszeit brennen in vielen Häusern Kerzen. Auch bei mir. Auf dem Adventskranz, auf der Fensterbank. Weil es gemütlich ist. Aber auch als Zeichen. Für ein ziemlich kleines Licht, das an Weihnachten das Licht der Welt erblickt. Ein Kind im Stall. Kaum wahrgenommen. Kaum ernstgenommen. Aber am Ende ist der Welt ein Licht aufgegangen. Weil dieses Kind die Welt warm und hell und liebevoll macht. Nur ein kleines Licht.

Wie meine Kerzen. Ab und an lösche ich alle Lichter. Bis auf die Kerzen. Und staune, wie ihr Licht über die Wände kriecht, Ecken und Winkel ausleuchtet, Wärme verbreitet. So kleine Lichter. Voller Strahlkraft. Für mich. Und für jeden, der an meinem Haus vorüberläuft und sich ermutigen lässt von einer Kerze, die im Fenster brennt. Von einem kleinen Licht.

Letztlich bin auch ich nur ein kleines Licht. Mein Einfluss hält sich in Grenzen, meine Macht ist nicht der Rede wert. Aber ich bin helle genug, auf das kleine Licht zu setzen. Weil ich weiß, dass aus vielen kleinen Lichtern ein großes werden kann. Gemeinsam vermögen wir viel, bewegen viel, verändern die Welt. Haben eine sanfte Macht und nachhaltigen Einfluss. Kleine Lichter? Was wäre die Welt ohne uns?

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