Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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03DEZ2021
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Stress an der Supermarktkasse. Hinter mir eine lange Schlange. Vor mir eine Kassiererin, die so rasch die Einkäufe scannt, dass ich kaum hinter her komme. Für ein Schwätzchen bleibt da keine Zeit. Im Gegenteil: Da kann man schon mal ins Schwitzen kommen.

In den Niederlanden gibt es da eine tolle Idee: Eine Supermarktkette hat Plauderkassen eingeführt. An Plauderkassen geht es vor allem ums Quatschen und Plaudern, nicht um das rasche Verstauen der Einkäufe. Was sich nach einer netten Idee in unserer hektischen Welt anhört, hat einen ernsten Hintergrund: Es geht darum, dem Thema Einsamkeit entgegenzutreten. Menschen, die kaum noch Kontakte haben, können hier gewiss sein: Da gibt es jemanden, der mir einfach zuhört. Oder eine, die mir etwas Schönes erzählt. Oder auch nur mal lächelt. So wird der Einkauf eine sichere Anlaufstelle für soziale Kontakte und eine gesellige Zeit. Für viele ist das ein wahrer Segen.

Denn wir leben von Begegnungen. Von Anfang an sind wir auf andere Menschen angewiesen. Von Beziehungen abhängig. Wir reifen und entfalten uns im Kontakt mit anderen. Begegnungen prägen unser Menschsein und Menschwerden. Da finde ich jede Aktion gut, die ermöglicht, dass Menschen sich treffen können. Erzählen oder zuhören. Zusammen lachen oder einander ermutigen.

Vielleicht findet sich in den kommenden Wochen des Advents ein wenig Zeit, Beziehungen zu pflegen, Kontakte aufzufrischen oder neu zu knüpfen. Zeit, die uns aufleben lässt und aufrichtet. Vielleicht ganz zufällig zwischen Tür und Angel. Vielleicht bei einer Verabredung, die schon lange im Kalender steht. Vielleicht auch einfach beim Plaudern nach dem Einkauf. Denn in jeder Begegnung dürfen wir ahnen: Im anderen Menschen kommt Gott uns nahe.

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