SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

09NOV2021
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Ich war mit einer kleinen Gruppe aus unserer Pfarrei an der Nordsee. Endlich dürfen wir wieder reisen. Jeden Abend erzählten wir einander, was uns am Tag besonders gut getan oder berührt hat. So sagten die Teilnehmerinnen zum Beispiel:  „Es war so schön, miteinander im Teehaus zu sitzen.“ „Wir haben gestern Abend zusammen gelacht, bis uns alles weht tat.“ „Wir sind zu zweit in aller Ruhe am Strand spazieren gegangen und haben es genossen, die Füße ins Wasser zu halten.“ „Wir hatten so viel Freude, zusammen durch die kleinen Läden zu bummeln.“

Die Aussage, die sich in diesen Tagen immer wiederholt heißt: wie gut, dass wir wieder etwas gemeinsam tun dürfen. Wir haben gespürt, welche Wunden die Corona-Zeit geschlagen hat: wir haben viel Zeit allein oder sogar einsam verbracht und wir konnten Freud und Leid nicht wie gewohnt miteinander teilen. Und noch etwas haben wir vermisst: einander trösten und getröstet werden.

Eine Frau, die ihren Mann erst vor kurzem verloren hat, sagte an einem Abend: „Heute ist mein Hochzeitstag. Es war für mich leichter, ihn mit Euch gemeinsam durch zu stehen“. Auch das tut gut: in der Trauer nicht allein zu sein, sondern liebe Menschen an seiner Seite spüren.

In diesen Erfahrungen wird deutlich, wie sehr wir Menschen auf Beziehung hin angelegt sind, wie sehr wir einander brauchen. Es tut uns nicht gut allein zu sein, wir brauchen die Ergänzung und auch die Korrektur durch die anderen.

Und noch eine andere Form der Gemeinsamkeit konnten wir wieder erfahren: gemeinsam Gottesdienst feiern. Wieder mit anderen zusammen beten, bitten, klagen, loben – das haben wir lange vermisst.

Auch die Bibel erzählt davon, dass der Mensch Gemeinschaft braucht. In der Schöpfungsgeschichte heißt es: Gott schuf den Menschen - als Mann und Frau schuf er sie. Als zwei Wesen, die einander brauchen und ergänzen.

Oder die Jünger. Sie sind eine Gruppe von Menschen mit gleichen Zielen und gleichen Aufgaben – sie werden von Jesus immer mindestens zu zweit losgeschickt. So können sie einander ergänzen und unterstützen.

Der Mensch ist auf Begegnung, auf ein Miteinander hin angelegt. Das spüren wir auch: Gemeinschaft tut uns gut – und wir freuen uns in aller Vorsicht  an dem, was möglich ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34259
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