SWR1 3vor8

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07NOV2021
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„Auf, aufstehen!“ Morgens schmeiße ich mich so selbst aus dem Bett. Auf! Der Tag wartet! Würde ich einfach liegenbleiben, ginge nichts vorwärts. „Auf, los jetzt!“ muss ich mich auch mitten am Tag ab und zu einmal motivieren, und zwar dann, wenn’s knifflig wird. Probleme sollte man lieber gleich anpacken. Sonst kommt man nicht vorwärts.

Das gilt bei meinen kleinen Alltagssorgen genauso wie bei den Großen. Zum Beispiel bei der Diskussion rund um die Klimakrise: Jahrzehntelang hat man dieses Problem weggedrückt. Jetzt, wo das nicht mehr geht, hören wir plötzlich von fast allen politischen Parteien: „Es gilt, entschlossen zu handeln.“ Oder: „Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.“

Also los: Weniger CO2, nachhaltige Energien usw. Wenn allerdings Konsequenzen für die Wirtschaft oder für Arbeitsplätze drohen, scheint der Wille der Regierungen zu echten Veränderungen schnell wieder zu schwinden. Ich selber bin da nicht besser: Umweltschutz? Bei den Benzinpreisen? - Es ist entmutigend. Der Blick in den eigenen Geldbeutel bremst so vieles aus. Immer machen wir die gleichen Fehler. Auch ein Grund, warum ich morgens am liebsten im Bett bleiben würde: Ich mag darüber gar nicht mehr nachdenken.

„Sind wir Menschen tatsächlich nicht in der Lage, aus unseren Fehlern zu lernen?“ So habe ich vor kurzem einen Freund gefragt. Er meinte nur: „Das ist wohl Realismus.“ Seine Antwort hat mich erschreckt: Wie furchtbar wäre es, wenn wir wirklich nichts dazu lernen würden. Probleme zwar anpackten, und gleichzeitig doch immer wieder die gleichen Fehler machten.

Nein, so pessimistisch will ich nicht sein. Wir Menschen können lernen, und ein biblischer Rat könnte dabei helfen, ein Rat aus einem alten Gebet, dem Psalm 85. In vielen evangelischen Gottesdiensten ist er heute zu hören - und er lautet in etwa so: Die Menschen sollen „nicht mehr zurückkehren zu den Dummheiten der Vergangenheit!“ Gottes „Hilfe ist denen nahe, die ihn verehren.“ (Ps 85, 9-10 nach der Basis-Bibel)

Der Psalm meint, dass wir unsere Fehler nicht wiederholen, wenn wir „Gott verehren“: Gott verehren - und nicht meinen Geldbeutel oder meine eigenen Interessen. Gott verehren - und nicht gleich vorpreschen und dabei die immer gleichen Fehler wiederholen. Langsam, erst einen Schritt zurücktreten, Gott ehren und das große Ganze in den Blick nehmen. Es geht eben nicht nur um mich, es geht um Lösungen, die für alle gut sind- es geht wirklich um das Problem!, Wenn ich es schaffe, ein Problem so anzupacken, dann verehre ich damit Gott. Und das verspricht Erfolg, denn dann - so sagt Psalm 85 weiter - helfen wir mit, „dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ (Ps 85, 11 Luther).

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34252
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