SWR3 Gedanken

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24OKT2021
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„Gut Ding will Weile haben“ sagt der Volksmund. Vieles in unserer Welt geht aber schnell, muss schnell gehen. Der Sanka darf nicht gemütlich zum Notfall juckeln. Der Prüfling sollte die Antwort auf eine Frage schon eher jetzt als nachher haben. Klar, trotzdem gibt es aber zu viele Bereiche, in denen schnell sein nicht unbedingt nötig ist und die Stress machen. Dass Smartphone-Nachrichten möglichst sofort beantwortet sein sollten ist wie ein ungeschriebenes Gesetz. Warum eigentlich? Oder die  Autobahn. Wie in einem Sog wird man dort in die Geschwindigkeit gezogen. Muss ja auch nicht unbedingt sein. Langsam kommt der Bauer auch zur Stadt. Und wahrscheinlich auch weniger gestresst als mit Tempo 200. Zu oft hab ich schon erlebt, dass die äußere Geschwindigkeit zur inneren wird. Dass ich nicht nur gehetzt werde, sondern mich selbst hetze. Dass sich die Schnelligkeit verselbständigt und in Bereiche dringt, in denen sie nichts zu suchen hat. Die wesentlichsten Dinge des Lebens entwickeln sich langsam. Liebe, wenn sie über das Verliebtsein hinauskommen soll, muss wachsen, sich entwickeln. Gesund werden, an Leib oder Seele, braucht Zeit. Und wenn ich in irgendeine Art von Gottesbeziehung kommen möchte, dann geht das nur durch Entschleunigung und Ruhe. Leicht gesagt, aber wie getan? Auch wenn es banal klingt, es gibt da nur ein Mittel: Die Bremse ziehen. Das kann wirklich jeder. Sich nicht mehr hetzen lassen. Alles einen Gang langsamer tun. Und sich dann ganz auf das einlassen was man gerade tut. Und auf den Menschen, der gerade vor einem steht. Auch wieder leicht gesagt, ich weiß. Das braucht Übung. Und es wird nicht gleich und auch nicht immer klappen. Ist aber nicht schlimm. Denn gut Ding will Weile haben…

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