Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27OKT2021
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Alles Leben ist Veränderung. Das stimmt sicher. Nichts bleibt, wie es ist - eine der ältesten Weisheiten der Menschheit. Aber kann es sein, dass sich inzwischen zu viel verändert, und das sehr schnell? Ich glaube, uns ist manchmal gar nicht klar, mit was für einem Tempo sich alles umkrempelt.

Bei mir selbst zum Beispiel: Zurzeit arbeite ich mich in ein neues Berufsfeld ein. Alles verändert, alles neu - es macht Spaß! Aber gleichzeitig bin ich auch noch umgezogen: Das bedeutet, neue Arbeit UND neue Wohnung UND neues Umfeld - ein bisschen viel auf einmal. Es war der zwölfte oder fünfzehnte Umzug in meinem Leben… Einer Bekannten von mir geht es ähnlich, und jetzt gerade sehnen wir uns nach etwas langweiliger Routine.

Vieleicht ist es mir zu viel, weil ich mich verändert habe? Schließlich bin ich älter geworden... Alt-werden ist allerdings auch nicht mehr das, was es mal war: „40 ist das neue 20“ - habe ich vor ein paar Jahren irgendwo gelesen. Und neulich: „50 ist das neue 40“. In ein paar Jahren ist 100 wahrscheinlich das neue 80, wer weiß… Der medizinische Fortschritt macht’s möglich.

Und was der Fortschritt nicht alles verändert: Besser und länger leben, neue Ernährungs-Trends und Super-Foods - alle paar Jahre eine Schulreform - der neue Weg zur erfolgreichen Karriere - neue Sprachregeln für Diversität: gender-gerecht und mit Sternchen… Die Liste ist endlos.

Ich gebe zu, mir ist das zu viel. Ich habe sogar ein bisschen ein schlechtes Gewissen deswegen. Schließlich geht es um Fortschritt, um ein besseres Leben, um Chancengleichheit. Und noch etwas nagt an mir - das ungute Gefühl, im Leben etwas zu verpassen, wenn ich die neuesten Trends nicht mitmache. Ich scheine eben eine leicht rückständige Langweilerin zu sein.

Allerdings bin ich lieber eine Langweilerin als überfordert. Und der ständige Wandel macht sicher nicht nur mir zu schaffen. Alles verändert sich - aber muss das alles gleichzeitig sein? Und ja - kein Fortschritt ohne Veränderungen. Deshalb ist aber nicht jede Veränderung auch gleich ein Fortschritt!

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1 Thes. 5, 29) Ein guter Rat, der aus der Bibel stammt. Gegen Veränderungen und Fortschritt ist nichts zu sagen, natürlich nicht! Aber wir sollten sie auch prüfen! Welche Neuerungen werden sich bewähren, z.B. in der Umwelt- oder Schulpolitik? Nicht immer sofort wieder etwas neues - erst prüfen, und dann das gute behalten. Vielleicht kommen wir so langsamer voran - aber dafür laufen wir in die richtige Richtung!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34142
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