Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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26OKT2021
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Nachmittags im Stuttgarter Westen: In einer Fensternische liegt ein Stapel roter Bücher, daneben ein Schild: „Zu verschenken“. Es sind fünf, sechs Bände mit dem Titel: „Das Wissen das 20. Jahrhunderts“. Ich bin perplex stehen geblieben: So sah Bildung noch vor ein paar Jahren aus, vor Erfindung des Smartphones. Ich habe die Bücher sogar fotografiert. Mitgenommen hat sie sicher niemand. Gegen das Internet haben sie keine Chance mehr. Ein Blick aufs Handy, und ich weiß alles! Es navigiert mich durch jede Großstadt. Tipps zur Lohnsteuererklärung - das Leben von Karl dem Großen - die aktuellen Sonderangeboten bei Poco? - Es ist alles da drin.

Diese Woche treibt mich ein Thema um: Was ist zu viel des Guten! Was überfordert mich? Kann es sein, dass der Alltag allmählich zu kompliziert wird?
Meine Frage heute: Gibt es zu viel „Wissen“? Ich selber wäre schon mit dem Inhalt der paar Bücher in der Fensternische total überfordert. Und jetzt kommt das Internet mit dem Schwarmwissen der ganzen Welt noch oben drauf. Jede und jeder kann bei allem mitreden. Muss ich das auch? Und kann ich das? Es fühlt sich nicht an. Eher im Gegenteil.

Klar, dank Smartphone habe auch ich alle Infos und könnte bei allem mitreden. Aber die Wissens-Flut ist mir zu viel, sie überfordert mich. Genauer gesagt, es ist die Informationsflut: Bei den Corona-Diskussionen zum Beispiel: Eine Zeit lang hat das Internet fast stündlich neue Infos und Daten ausgespuckt. Am Ende haben wir uns aufgeführt wie lauter kleine Virologen. Es war anstrengend. Ich habe mich überfordert gefühlt. Und ich denke, es ist gut möglich, dass sich auch deshalb ein Teil der Gesellschaft ausgeklinkt hat und lieber quer denkt.

Informationen allein sind eben nicht das gleiche wie Wissen. Immer mehr Infos, und ich gehe unter. Dagegen hilft am besten echtes Wissen. Ich sollte wissen, wie ich mit den vielen Informationen umgehe. Und dieses Wissen finde ich als Christin in der Bibel: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist“, heißt es da, „Du weißt, was du tun sollst und was Gott von dir erwartet: das Richtige tun, Nachsicht mit anderen haben und bewusst den Weg mit deinem Gott gehen.“(Micha 6, frei nach der Basis-Bibel)

Mit diesem Wissen möchte ich mitreden bei schwierigen Themen. Corona, Klimaschutz usw. Als Christin ist das meine Pflicht. Ich kann wissen, wie ich schwierige Fragen anpacken soll: Uneigennützig, rücksichtsvoll gegenüber anderen und mit dem Bewusstsein, das das eigene Wissen Grenzen hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34141
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