Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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16OKT2021
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Klimaschützerinnen haben oft graue Haare. Davon bin ich seit ein paar Jahren überzeugt. Das klingt erst einmal überraschend, weil bei Fridays for Future ja eher die Jüngeren unterwegs sind.

Aber ich habe gemerkt: Die beste Klimabilanz, die man sich hierzulande denken kann, haben viele unserer älteren Nachbarinnen – und auch Nachbarn – im Dorf:

Obst und Gemüse ziehen sie im Garten – als Saft, Marmelade oder eingeweckt halten die Vorräte bis zum Frühjahr. Das Auto, wenn überhaupt vorhanden, wird selten aus der Garage geholt, das meiste geht zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Urlaub findet oft im eigenen Garten statt, da gibt es ja im Sommer viel zu tun. Viel kaufen müssen sie auch nicht: Die soliden Möbel halten lange, und wenn ein Loch im Strumpf ist, wird es gestopft. Überhaupt werden Dinge, die kaputt gehen oder übrig sind, nicht weggeschmissen, sondern repariert oder wiederverwendet: Als Putzlappen, Einkaufszettel, Bastelmaterial und so weiter.

Diese Woche habe ich mir vorgenommen, jeden Tag bewusst an etwas zu denken, wofür ich dankbar bin – anderen Menschen und auch Gott.

Heute sind es die „Klimaschützerinnen“ und „Klimaschützer“ in unserem Dorf – und in vielen anderen Orten. Sie würden sich nicht selbst so nennen – aber ich finde, von ihrem Lebensstil kann ich mir in Sachen Umweltfreundlichkeit eine Scheibe abschneiden. Und andere aus meiner und der jüngeren Generation, die sich um die Zukunft unseres Planeten sorgen, auch. Und das Beste ist: Ich habe nicht das Gefühl, dass die Älteren darunter leiden, dass sie auf manches verzichten, was uns Jüngeren selbstverständlich scheint. Im Gegenteil – sie wirken ziemlich zufrieden.

Klimaschutz ist also keine Frage des Alters. Viele Jüngere engagieren sich vorbildlich und suchen neue Wege, um unser Klima zu schützen. Aber von den Lebensgewohnheiten der Älteren lässt sich auch etwas lernen. Es lohnt sich, wenn die Generationen besser über das Thema ins Gespräch kommen.

Ich bin froh und dankbar, dass es Menschen aus der älteren Generation gibt, die zeigen: Es geht auch mit weniger. Es ist möglich, zufrieden zu leben, ohne viel zu konsumieren oder ständig unterwegs zu sein.

Gott hat den Menschen die Erde anvertraut, heißt es ganz am Anfang in der Bibel, um sie zu „bebauen und zu bewahren“ (1. Mose 2,15). Genau tun viele, die mit großem Einsatz ihre Streuobstwiesen pflegen und ihre Gärten bewirtschaften – und sonst wenig verbrauchen.

Die Erde nutzen, aber nicht ausbeuten: für jeden und jede, die so lebt, bin ich dankbar. Und versuche, es auch zu tun – auf meine Weise und so gut ich eben kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34084
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