Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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12OKT2021
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Wir passen gut auf ihn auf! Dazu ein freundliches Nicken und ein ermutigendes Lächeln unter der OP-Haube.
Eine Blinddarmoperation ist ja kein Drama – trotzdem war ich dankbar für die beruhigenden Worte der Ärztin, die meinen Sohn in den OP geschoben hat. Kurz zuvor hat sie mit ihm noch entspannt über das neue Schuljahr geplaudert und von ihren Söhnen erzählt. Das hat gutgetan.

Auch wenn es definitiv Schöneres gibt als einen durchgebrochenen Blinddarm: Für die Erfahrungen, die ich neulich machen konnte, als unser Sohn im Krankenhaus war, bin ich tatsächlich dankbar.

Diese Woche habe ich mir vorgenommen, jeden Tag von etwas zu erzählen, wofür ich dankbar bin – anderen Menschen und auch Gott. Weil es nicht selbstverständlich ist. Wenn ich ans Krankenhaus denke, fällt mir da viel ein:
Zuerst mal bin ich dankbar, dass es in unserer Nähe überhaupt eine Klinik mit bester medizinischer Versorgung gibt. Wo innerhalb von wenigen Stunden präzise Ultraschallbilder gemacht werden und Laborwerte da sind, ein Bett auf der Station bereitsteht und eine Operation angesetzt wird. Anderswo auf der Welt hätte schon der Transport ins Krankenhaus vielleicht Stunden gedauert. Und dann wäre es vielleicht gefährlich geworden.

Besonders eindrücklich waren für mich auch die Begegnungen mit Menschen, die ihre Arbeit in der Klinik mit Herzblut machen: Eben die Narkoseärztin, die nicht nur fachlich fit ist, sondern sich auch einen Blick dafür bewahrt hat, was Patienten und Angehörigen vor einer OP guttut. Aber auch die Verwaltungsmitarbeiterin, die schon am nächsten Tag gut gelaunt mit ihrem Laptop am Krankenbett stand und das Handy – Lebensader für einen Zwölfjährigen – mit dem WLAN verbunden hat. Die Pflegerinnen und Pfleger auf der Station, die auch an stressigen Tagen ein freundliches Lächeln im Gesicht hatten. Und der junge Arzt, der den jugendlichen Patienten bei der Ultraschalluntersuchung mit seinem trockenen Humor fast zum Lachen gebracht hat.

Für sie alle und für ihre Arbeit bin ich dankbar. Und dafür, in einem Land zu leben, in dem das möglich ist. Weil ich weiß: Das ist nicht selbstverständlich! Ich finde es wichtig, sich das bewusst zu machen. Weil es dabei hilft, immer wieder ausdrücklich Danke zu sagen – denen, die im Gesundheitswesen ihr Bestes geben. Weil es daran erinnert, ihnen mit Respekt zu begegnen und dafür einzutreten, dass sie faire Arbeitsbedingungen haben.
Und weil es zeigt: Überall brauchen Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung. Wir können uns dafür einsetzen – und sei es mit einer Spende. Am meisten tut die Dankbarkeit aber mir selbst gut. Weil sie mich froh macht. Und deshalb freundlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34080
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