Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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01OKT2021
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Teilen ist in. In meinem Stadtteil gibt es z.B. ein öffentliches Bücherregal: wer ein Buch nicht mehr braucht, stellt es rein, wer eines haben möchte, nimmt es mit. Das funktioniert ganz gut.

Teilen ist eine uralte Idee. In der Bibel wird von den ersten Christen erzählt, dass sie das Teilen großgeschrieben haben. Nicht weil sie nachhaltig leben wollten, wie es heute oft ein Thema ist. Sondern um Not zu lindern. Viele waren damals finanziell nicht abgesichert, auch während einer Krankheit nicht. Andere haben dann zum Beispiel einen Acker verkauft und den Erlös der Gemeindeleitung gegeben. Die hat das Geld weitergegeben an Menschen, die es gerade nötig hatten. Die Grundidee dahinter: Was ich habe, ist nicht meins. Es ist mir von Gott anvertraut. Mein ganzes Leben ist mir nur anvertraut. Darum soll und kann ich mit anderen teilen.

Ob die Theorie damals in der Praxis immer funktioniert hat, weiß ich nicht. Aber in der biblischen Erzählung finde ich interessant, dass die Idee des Teilens erst mal als Grundsatzprogramm formuliert wird. Also: so wird das in der Gemeinde gelebt. Acker verkaufen – Geld abgeben – Menschen in Not wird geholfen. Dann aber zoomt die Geschichte ran an eine konkrete Person. Barnabas. Der verkauft einen Acker, gibt das Geld ab und anderen wird damit geholfen. Erst habe ich mich gewundert, dass das von ihm nochmal extra erzählt wird. Aber ich denke, es geht darum, dass der nicht bloß da sitzt und Sprüche klopft und sagt „Man sollte wirklich mal“ und „überhaupt die Politiker“. Barnabas klopft keine Sprüche. Er handelt. Er hat eine Idee, wie er als Christ gerade helfen kann. Und das macht er. So setzt er ein Zeichen. Ein anderer hatte vielleicht keinen Acker, den er verkaufen konnte. Der hatte vielleicht dafür Zeit übrig. Zeit, in der er jemandem helfen konnte. Und jemand anderes ist heute auf Facebook unterwegs und hält dagegen, wenn Leute ihre Hass-Parolen verkünden. Der nächste traut sich, einen Krankenbesuch bei einem alten Bekannten zu machen, auch wenn er nicht weiß, was er ihm sagen soll. Und wieder eine andere engagiert sich in der Politik, damit es gerechter zugeht in der Welt.

Teilen ist nicht kompliziert. Barnabas erinnert mich daran. Wir können teilen, was wir haben. Geld und Zeit. Lebensfreude und Gottvertrauen. Ideen für eine gerechtere Welt. Und manchmal auch einen Krimi im Bücherregal.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33963
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