Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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28SEP2021
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Ich schreibe gerade meine Patientenverfügung. Ich lege fest, was gelten soll, wenn ich am Ende meines Lebens meinen Willen nicht mehr äußern kann. Eigentlich wollte ich damit noch warten. Aber dann hatte ich einen Unfall. Der hätte schlimm ausgehen können. Es ist gut gegangen, aber danach habe ich beschlossen: Jetzt gehe ich dran.

Also habe ich mir eine Informationsbroschüre bestellt. Die enthält viele Tipps und Textbausteine. Das hilft mir zu klären, was ich eigentlich will. Will ich am liebsten so lang wie möglich leben, egal wie? Oder gibt es Situationen, in denen ich z.B. keine künstliche Ernährung mehr möchte?

Ich habe gemerkt, es braucht viel Zeit, darüber nachzudenken. Schließlich geht es um mein Leben und um mein Sterben. Am Anfang fand ich es nicht einfach, darüber etwas aufzuschreiben.

Mir hat geholfen, mit meiner Familie darüber zu sprechen. Dabei ist mir deutlich geworden, wie unterschiedlich das sein kann, was wir uns wünschen. Gut, wenn wir darüber reden und einander zuhören, um zu verstehen, was die anderen beschäftigt.

Ich werde sicher noch einige Zeit brauchen, um meine Patientenverfügung zuende zu schreiben. Aber schon jetzt ist mir klar: Ich will nicht, dass mein Leben unter allen Umständen durch medizinische Maßnahmen verlängert wird. Also benenne ich Situationen im Sterbeprozess, in denen ich z.B. nicht mehr künstlich ernährt werden möchte.

Am Schluss der Patientenverfügung kann man noch Gedanken zur eigenen Grundhaltung schreiben. Für Ärzte und Ärztinnen zum Beispiel, die einen nicht kennen, damit sie manches besser einordnen können. Auch dieser Teil ist noch nicht fertig, aber ein paar Notizen habe ich mir schon gemacht. Bisher steht da: „Als evangelische Pfarrerin habe ich Menschen beim Sterben begleitet, hunderte Menschen beerdigt und mit deren Angehörigen über das Sterben gesprochen. Dass das Leben endlich ist, ist für mich keine furchteinflößende Vorstellung. Ein Leben um jeden Preis ist für mich nicht erstrebenswert. Der Bibelvers „Haltet mich nicht auf, denn der Herr hat Gnade zu meiner Reise gegeben“ ist für mich ein wichtiger Gedanke zur Verabschiedung aus meinem Leben.“

Wie gesagt, das ist alles noch nicht fertig. Aber ich denke, was auch immer man da für sich entscheidet, es ist gut und wichtig, mit anderen im Gespräch zu bleiben und seine Gedanken aufzuschreiben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33960
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