Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08SEP2021
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„An Mariä Geburt fliegen die Schwalben furt“. Dieser Spruch kommt mir heute in den Sinn. Weil in der katholischen Kirche heute der Geburtstag der Gottesmutter Maria gefeiert wird. Wenn sich die Schwalben Anfang September sammeln, um zusammen gen Süden zu fliegen ist das ein eindeutiges Zeichen, dass nun der Herbst beginnt. Geradeso wie die Schwalbe rund um Mariä Verkündigung am 24. März wieder auftaucht und den Frühling mitbringt.

Ich finde es faszinierend, wie diese Vögel und alle anderen Zugvögel genau zu wissen scheinen, wann es Zeit ist, aufzubrechen, welche Route zu fliegen ist und wann die Zeit gekommen ist, zurückzukehren.

Im Tierreich gibt es dazu unzählige weitere Beispiele, Wale die wandern, Lachse, die eigentlich im Meer leben und wenn sie Nachwuchs bekommen in Flüsse hineinschwimmen, oft hunderte Kilometer den Flusslauf hinauf.

Sie tun das, weil ihre Jungen sich nur entwickeln können, wenn sie die erste Zeit ihres Lebens in Süßwasser verbringen. Danach gehen sie ins Meer und kommen erst wieder zurück, wenn sie selbst Junge bekommen. Das Verrückteste dabei ist für mich, dass jeder Fisch dabei an den Platz zurückwandert, an dem er selbst geboren wurde. Er erkennt ihn am speziellen Geruch des Wassers, meint die Wissenschaft.

Es liegt bei den Tieren in den Genen oder am Instinkt. Ob wir Menschen solche Gene auch in uns haben, einen Instinkt, ein Gespür dafür, wann es gilt aufzubrechen und gleichzeitig eine Ahnung davon, wo wir zu Hause sind, wann es gilt dorthin zurückzukehren?

Die Tiere brauchen diesen Ortswechsel um überleben zu können.

Aber wie ist es bei mir?

Ich erinnere mich gut an den Spruch meiner Mutter, dass Kinder erst einmal vom Kirchturm weg müssten, nach der Schule. Raus in die Welt. Um den Horizont zu erweitern und  auf eigenen Füßen zu stehen. 

Mir hat dieser Ortswechsel gut getan. Ich habe diesen Abstand gebraucht, um mein Leben leben zu können. Gleichzeitig habe ich nicht vergessen, wo meine Wurzeln sind. Was mein „Stallgeruch“ ist. Wohin ich immer wieder gerne zurückkehre auch wenn ich inzwischen woanders zu Hause bin. Das tut mir gut. Und dafür bin ich dankbar.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33835
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