Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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28AUG2021
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„Leider konnten für ihren Suchbegriff keine Ergebnisse gefunden werden.“ Das ist frustrierend. Gesucht habe ich nach „Interfaith Studies“. Weder die Suchmaschinen noch die Korrektur- oder Übersetzungsprogramme kennen dieses Wort. „interfaith“ geschrieben mit i und t-h. Es scheint eine neue Wortschöpfung zu sein. Interface mit „c“ ist bekannt, es bedeutet „Verbindung, Nahtstelle, Anschluss oder Schnittstelle“. „Faith“ im Englischen mit i und t-h bedeutet religiöser Glaube oder auch Vertrauen.
„Interfaith Studies“. Das ist ein neuer Masterstudiengang an der Universität Tübingen. Der deutsche Titel lautet „Theologien interreligiös“. Der Studiengang, so lese ich auf der homepage, „setzt die Traditionen des Judentums, des Christentums und des Islams zueinander in Beziehung.“ Wissenschaftlich werden religiöse Texte und Traditionen in ihrem kulturellen Kontext erarbeitet.“ heißt es. Tora, Neues Testament und Koran, Rituale, Gebete und spirituelle Praktiken werden miteinander verglichen, was sie bedeuten und welchen Anspruch sie haben. Alles soll aus der jeweiligen theologischen Sicht differenziert betrachtet werden. Mein Eindruck ist, wir wissen in den verschiedenen Glaubensgemeinschaften leider immer noch zu wenig voneinander. Die Religionen werden immer noch viel zu oft machtpolitisch missbraucht, gelten als Vorwand um wirtschaftliche Interessen durchzusetzen. Aber in unserem Land gibt es schon lange eine religiöse Vielfalt. Die bisherigen interreligiösen Dialoge sind hilfreich, aber nicht ausreichend. In diesem Studium soll es um „den Umgang mit Vorurteilen und Konfliktgeschichten gehen.“ Das finde ich gut. Ich bin überzeugt, so ausgebildete Menschen brauchen wir dringend. In multi-religiösen Gesellschaften gibt es immer wieder Spannungen. Interreligiöse Theolog·innen können konstruktiv die verschiedenen Sichtweisen einbringen, schlichtend auf Beteiligte einwirken. Ich kann mir deshalb vorstellen, dass die Berufsperspektiven vielfältig sind. So ein Studium ist aus meiner Sicht längst überfällig.
Mich hat schon immer interessiert, was die verschiedenen Religionen gemeinsam haben, was sie verbindet, und nicht was sie trennt. Von daher könnte der Studiengang durchaus auch „Interface Studies“ mit „c“ heißen, also was sind die Verbindungen, die Nahtstellen, damit aus den Einzelteilen ein Ganzes wird. Aber unsere Aufmerksamkeit legen wir bisher leider viel zu sehr auf unsere Differenzen, anstatt zu sehen, was uns verbindet.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33734
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