SWR1 3vor8

SWR1 3vor8

(zur Emmausgeschichte in LK 24, 13-35)

Ich bin Peter Kottlorz von der Katholischen Kirche. Einen schönen guten Morgen!
Tag 3 nach der Kreuzigung Jesu. Zwei Jünger Jesu verlassen Jerusalem. Sie hauen ab. Wollen den Ort der Katastrophe verlassen, sich in Sicherheit bringen im 23 Kilometer entfernten Dorf Emmaus. Auf dem Weg dorthin treffen sie auf einen Mann, der anscheinend nicht viel von den Ereignissen in Jerusalem mitbekommen hat. Ihm erzählen sie vom dramatischen Geschehen, auch von Berichten über die Auferstehung ihres geliebten Meisters, die sie nicht wirklich glauben. Der Mann spürt wie sehr sie durch den Wind sind, er begleitet sie und seine Nähe tut ihnen so gut, dass sie ihn bitten bei ihnen zu übernachten. Als sie mit ihm zu Abend essen und er das Brot bricht, erkennen sie ihn, Jesus den Auferstandenen. Und wie sie ihn erkannt haben ist er auch schon verschwunden.
Diese Geschichte wird heute in den katholischen Kirchen gelesen. Was ist da passiert? Frag’ ich mich als Normalsterblicher, dem so etwas noch nicht passiert ist. Kann ich daran glauben, dass ein Mensch, der gerade noch im Grab gelegen hat, jetzt seine Freunde begleitet, mit ihnen redet, isst und trinkt?
Kann ich schon. Wenn ich daran glaube, dass dieser Mensch ganz Mensch und ganz Gott ist, dann dürfte es auch kein Problem für ihn sein die Naturgesetze außer Kraft zu setzen und zwischen Leben und Tod hin und her zu wandern.
Muss er aber nicht. Es gibt noch einen anderen Erklärungsversuch.
Kann es nicht sein, dass es den beiden Jüngern so ging wie es mir manchmal im Alltag auch geht? Nur tausendfach stärker und intensiver.
Auch mir geht es manchmal so, dass Menschen, die abwesend sind, manchmal viel anwesender, präsenter sind, als wie wenn sie da sind.
Weil ich mich, wenn sie da sind, einfach an sie gewöhnt habe und meine Wahrnehmung vielleicht durch den Alltag, das Gewohnte verstellt ist. Und dass ich sie, wenn sie weg sind und ich sie vermisse, noch viel deutlicher wahrnehme, viel tiefer, intensiver spüre wie sie sind und wer sie sind.
Und vielleicht ging es den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus ja ähnlich:
Der Tote wird durch Erinnerung, durch Sehnsucht und Liebe auf einmal lebendig. Wird in Zeichen, Gedanken und Gesten so lebendig in ihnen und zwischen ihnen, dass sie ihn sehen und erkennen können. Der schmerzlich abwesende Jesus wird anwesend. Und bleibt es. Bis heute!
Einen schönen Ostermontag wünsch ich Ihnen! https://www.kirche-im-swr.de/?m=3369
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