SWR1 3vor8

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Ostern ist wie ein Aussichtsturm. Ich mag das, wenn ich oben von einem Turm weit ins Land hinaus sehen kann zB vom Fernsehturm aus über Stuttgart. Mit Aussicht sieht alles ganz
anders aus als von unten, wenn man in den Häuserschluchten steckt.
Ostern ist für mich wie so ein Aussichtsturm über den Tod hinaus. Hinaus über die Enge
unserer Welt, in der ich mir oft vorkomme wie zwischen tiefen Häuserschluchten einer Großstadt. Wenn alle Hoffnung verstellt ist durch Nachrichten von Unrecht, Gewalt und Sterben. Wie
jetzt in Tibet.
Ich brauche diese Aussicht von Ostern. Auch wenn ich an meinen Vater denke. Der mag eigentlich nicht mehr. Und ich kann ihn gut verstehen. Für manche ist alt werden nicht mehr schön. Sterben können kommt ihnen dann vor wie eine Erlösung. Aber ist der Tod allein wirklich eine gute Aussicht, auf Dauer? Für mich nicht. Er macht doch das Leben und die Beziehungen zunichte. Ich brauche Aussicht auf Leben, über den Tod hinaus.
In den evangelischen Gottesdiensten wird heute ein Stück aus der Bibel gelesen. Das gibt Aussicht und lässt weit blicken.
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten, als Erster unter denen, die entschlafen sind. Denn wie durch "einen" Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch Jesus die Auferstehung der Toten.
Wie das gehen soll mit der Auferstehung, fragen Sie? Das weiß ich nicht genau. Von einem Aussichtsturm sieht man auch nicht alles. Hauptsache man sieht weiter als von unten. Hauptsache man bekommt Aussicht.
Ostern zeigt, dass der Tod nicht das Letzte nicht. Dass man nicht am Grab eines Menschen stehen muss ohne Hoffnung.
Ostern gibt Aussicht auf einen Freund. Auf Gott. Wir Todgeweihten haben in Gott einen
Freund, der uns erwartet. Er wird uns neu machen, wie wir noch nie gewesen sind. Zu ihm
kann man aufsehen. Der Tod ist für uns das Ende, aber er ist auch ein neuer Anfang.
Mit Gott, unserem Freund.
Übrigens: Wenn ich von einem Aussichtsturm wieder unten bin, sehe ich die Welt unten auch anders als vorher. Denn dann weiß ich es gibt mehr als das, was ich jetzt gerade vor Augen habe. Gott ist ein Freund des Lebens, auch vor dem Tod. Und das gibt immer wieder Mut,
nach guten Aussichten zu suchen, für jeden Menschen, im Heim genauso wie für die
Gewaltopfer in Tibet. In diesem Sinn, frohe Ostern. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3367
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