Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

26JUL2021
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„Alles wird gut! Bei uns sitzen Sie in der ersten Reihe! Der Kunde ist König! Ihr Wunsch ist uns Befehl!“ Mit Sätzen wie diesen bin ich und sind sicher auch viele von Ihnen groß geworden: Am Ende wird alles gut und wir bekommen, was wir uns wünschen. Dass das Leben kein Wunschkonzert und auch kein Ponyhof ist, habe ich dann so nach und nach erst verstanden. Die Erfahrung ist: Es wird nicht alles gut! - Manches bleibt schwierig, schwer oder ärgerlich und mitunter kann es einem sogar richtig schlecht gehen. Ich denke da an die Flutkatastrophe der vorletzten Woche. Vielleicht ist manches schon wieder aufgeräumt. Viele haben jedoch alles verloren, was sie hatten. Da wird eben nicht alles gut. Ich denke an eine junge Frau, die mit drei kleinen Kindern die Diagnose Krebs im Endstadium bekommen hat. Sie wird ihre Kinder wahrscheinlich nie groß werden sehen.

Eines der Merkmale unseres Glaubens ist ja, dass wir auch mit Leid umgehen, manchmal Schweres aushalten müssen, aber auch immer wieder dagegen ankämpfen. Wir vertrauen darauf, dass uns Gott im Leid nicht allein lässt. Überall gibt es zum Glück Menschen, die lieber Nachteile oder sogar den Tod in Kauf nehmen, als sich Unrecht zu beugen, Bosheit gut zu heißen oder die Wahrheit zu leugnen. Im christlichen Kontext nennen wir sie Märtyrer.

Einer der bekanntesten Märtyrer unserer Zeit ist der evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Er hat sich als Christ für die Menschen eingesetzt und hat furchtlos dem Unrecht widersprochen, dass die Nazis über die Welt gebracht haben. Dafür ist er hingerichtet worden.

Auch Oscar Romero, der Erzbischof von San Salvador ist ein Märtyrer. Er ist für soziale Gerechtigkeit und politische Reformen in seinem Land eingetreten und hat sich damit in Opposition zur damaligen Militärdiktatur in El Salvador gestellt. Deshalb wurde er am Altar im Gottesdienst ermordet.

Manchmal geht es eben nicht gut aus, aber es ist dennoch gut, solche Geschichten nicht zu vergessen. Vielleicht gibt es noch einen, der ganz zuletzt aus Bösem noch Gutes machen kann. Auch wenn wir nicht in der Situation sind, solche Märtyrer zu werden, brauchen wir manchmal die Courage zu widersprechen, zur Wahrheit zu stehen, anderen Menschen beizustehen und dabei auf eigene Vorteile zu verzichten. Auch gemeinsam wird zwar nicht alles gut, aber es wird vielleicht erträglicher und zugleich zu einem Zeichen, das anderen Mut macht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33604
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