SWR1 3vor8

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„Ans Kreuz mit ihm!“ – das galt Jesus, dem guten Menschen von Nazaret. Von Jesu Leidensweg und seiner Kreuzigung berichten alle vier Evangelien. „Ans Kreuz mit ihm!“ – die so geschrien haben, wollten sie wirklich, dass Jesus gekreuzigt werden sollte? Er, der diesen Menschen nur Gutes gesagt und getan hat. Jedenfalls waren die Leute völlig verunsichert und aufgewiegelt von der religiösen und politischen Elite. Ihnen passte Jesus und seine Botschaft von einem bedingungslos liebenden Gott nicht ins Konzept. Jede Rede vom Kreuz macht irgend wie sprachlos. Handelte es sich bei der Kreuzigung doch um eine besonders grausame Art, Menschen qualvoll hinzurichten. Und: gekreuzigt werden, das bedeutete nach damaliger Vorstellung, nicht nur von den Menschen verlassen, sondern – weit schlimmer – auch von Gott verworfen zu sein. Das bedeutete doch, jeden Bezug zu Gott verloren zu haben. Deshalb gab es in der frühen christlichen Zeit keine Kreuzesdarstellungen. Dass Jesus so unehrenhaft sterben musste, das war für die ersten Christen die entscheidende Herausforderung für ihren Glauben. Bei dem Theologen Dietrich Bonhoeffer fand ich eine für mich schlüssige Deutung: „Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns.“ So einen Gott kann man nicht erfinden. Für mich bedeutet das: Der Arme liebt nicht den, der ihm seine Armut erklärt, sondern den, der ihm auch in der Armut nahe bleibt. Der Leidgeprüfte liebt nicht den, der über sein Leid philosophiert, sondern den, der sein Leid mit ihm trägt. Wer glücklich ist, der liebt nicht den, der ihm sein Glück neidet, aber den, der sich mitfreut. Und genau das tat Jesus, er war den Menschen in Freud und Leid ganz nahe. Und: Wie reagiert Gott auf all das, was mit Jesus passiert ist, der Gott, dem sich Jesus so sehr verbunden wusste? – Der christliche Glaube ist davon überzeugt: Gott bricht sein Schweigen, nicht mit einem Wort, sondern mit einer Tat, mit etwas radikal Neuem – seine Antwort lautet: Auferstehung! Gott holt Jesus in sein eigenes Leben und lässt ihn zugleich auferstehen für die, die ihm glauben und ihm im Leben folgen. Wie Gott zu uns steht, das ist für mich in Jesus glaubhaft vorgezeichnet, in seinem Reden und Wirken und Sterben. Er ist für mich auch derjenige, dem ich seinen Gott glaube. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3351
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