Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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03JUL2021
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Ein leichtes Seufzen heute früh: Es ist Samstag und höchste Zeit, wieder mal ein Schürzchen umzubinden und den Staubsauger anzuwerfen. Im Flur amüsieren sich die Wollmäuse. Und nirgendwo ein Heinzelmännchen oder eine lächelnde Fee, die mir freundlich den Putzeimer abnimmt. Interessiert verfolge ich seit vielen Jahren die technische Innovation. Saug- und Wischroboter sind ja schon unterwegs, aber wer putzt das Klo und die Fenster? Was mir fehlt, sind weniger geeignete Gerätschaften. Mir fehlt nur eins: der gute Wille.

Ob mir die Bibel ein wenig Schub verleiht? Ich werde nicht recht fündig. Diese Arbeit war damals schon nicht der Rede wert, das haben doch die Frauen gemacht. Von einer ist ja mal kurz die Rede. Sie fegt bei der Suche nach einem verlorenen Geldstück die ganze Bude aus. Dann wird der Fund auch noch groß gefeiert, die Nachbarinnen kommen gern auf einen Schluck vorbei und tragen schon wieder Dreck ins Haus.    

Doktor Martin Luther hat mich mal nachdenklich gemacht. Er setzt die Arbeit der besenschwingenden Hausfrau der des Landesfürsten gleich. Echt stark! Jede, auch die geringste Tätigkeit sei Gottes- und Menschendienst. Ob er selbst den Besen führte, ist freilich nicht überliefert, da hat er sicher Käthe den Vortritt gelassen. Dennoch – das ist eine Spur, denke ich mir. Auch einfache Arbeit, das schreibt auch ein Papst, sei „Teilnahme am Wirken Gottes“ [1]). Darüber ist leicht predigen, aber nun muss ich es mir selber beweisen! 

So denke ich nun beim Staubwischen an die Putzkolonnen, die heute wieder Büros, Hallen und Heime auf Vordermann bringen. Sabrina zum Beispiel – sie wischt Flure und Krankenzimmer in der Klinik. Sie macht ihre Arbeit trotz Zeitdruck gern und gewissenhaft, denn sie weiß: Sauberkeit ist in der Pandemie noch wichtiger für alle.

So bin ich für ein paar Stunden denen nahe, die ihr Arbeitsleben lang gegen Dreck ankämpfen – eine Schlacht, die ja nicht zu gewinnen ist. Oft sind Putzleute auch noch schlecht bezahlt, scheinselbständig oder gar in Schwarzarbeit. Dagegen laufen wir in der Betriebsseelsorge schon seit langem Sturm. Auch und gerade diese Arbeit, die so verachtet und gering geschätzt wird, hat Rechte und Würde. 

 

[1]    Rundschreiben „Laborem exercens“ von Johannes Paul II. 25,4

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33401
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