Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

„Was hättest du anstelle der heiligen 3 Könige wohl dem Jesuskind geschenkt?“ fragte mich meine Tochter, als ich beim Aufstellen unserer Krippenlandschaft die drei Figuren erst mal wieder zurück in die Weihnachtskiste legte. Ja, was würde ich Jesus schenken? Eine Babygrundausstattung, was zum Spielen, einen Hotelgutschein? Das scheint mir alles nicht persönlich, nicht wertvoll genug. Die rettende Idee finde ich in einem Weihnachtslied:
Ich steh an deiner Krippe hier, o Jesu du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.
Das klingt aufs Erste erst mal ziemlich komisch: Ich schenke etwas zurück, was ich von Gott bekommen habe!? Na, der wird sich freuen! Wird er auch. Denn das, was ich zurück gebe,ist anders als das, was ich bekommen habe, hat sich verwandelt. Was der Liedvers mir sagt ist: Wenn ich vor Gott stehe, bringe ich, was er mir gegeben hat und womit ich in meinem Leben arbeiten und wuchern konnte. All die Talente und Fähigkeiten, die Ideen und das Kreative, die Geduld, den Mut, die Zähigkeit, die Tatkraft – all das und vieles mehr bringe ich Gott zurück. Er schaut drauf, was daraus geworden ist, schaut auch auf das, was krumm und schepp ist, was misslang oder wovor ich mich gedrückt habe. Ich bringe es ihm zurück und vertraue darauf, dass er mich will und schon immer gewollt hat und es ihm gelingt alles mit liebenden Augen wohlwollend und auch vergebend anzusehen.
Ich glaube, dass die Menschen, die die katholische Kirche Heilige nennt, dies in besonderer Weise kapiert und gelebt haben. Sie haben ihre Talente genutzt um zu tun was Gott gefällt und ihm damit ein wertvolles Geschenk gemacht. Vielleicht ist es sogar ihre wahre Klasse, das sie erkannten, wie arm sie wirklich vor Gott sind. Dass alles Wesentliche im Leben geschenkt ist und sie dieses Geschenkte zur Freude Gottes zu mehren versuchten. Wohlwissend, dass nichts davon ausreichen würde Gottes Gemeinschaft zu erlangen, wäre da nicht ein Gott, der ihnen schon vor ihrer Erschaffung seine Gemeinschaft geschenkt hätte. Das gilt nicht nur für Heilige. Das gilt für alle Christen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=334
weiterlesen...