Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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21JUN2021
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Heute ist Halbzeit. Sommersonnenwende. Heute ist der längste Tag dieses Jahres und die kürzeste Nacht. Morgen ist der Tag schon wieder ein bisschen kürzer und die Nacht ein bisschen länger. 

Halbzeit also. Im Sport ist die Halbzeitpause die Gelegenheit, runter vom Spielfeld zu gehen und sich eine Auszeit zu nehmen. Zeit, zur Ruhe zu kommen. Zeit, auf die erste Halbzeit zurückzuschauen und zu überlegen, wie sie gelaufen ist. Was war gut? Was wollen wir ändern? Dann geht es mit neuer Energie weiter.

Ich möchte mir heute auch so eine Halbzeitpause gönnen. Runter vom Spielfeld, raus aus dem Trott. Vielleicht bei einem Spaziergang heute abend. Dann habe ich Zeit, auf das erste halbe Jahr zurückzuschauen. Monat für Monat. Was habe ich erlebt? An welche schönen Momente will ich mich erinnern? Es wäre viel zu schade, sie einfach ad acta zu legen. Was war anstrengend? Was hat mir Kraft gegeben? Und was lerne ich aus den letzten Monaten? Gibt es etwas, was ich anders angehen könnte in der 2. Halbzeit, im 2. Halbjahr?

In den Psalmen, dem alten Gebetbuch der Bibel, gibt es einige Texte, in denen Menschen auch so auf ihr Leben schauen und darüber nachsinnen. Manchmal staunen sie, was alles in ihrem Leben vorkommt. Und an manchen Stellen merkt man, wie die, die so auf ihr Leben schauen, zusammenzucken und denken: „meine Güte, wie die Zeit vergeht.“ Das kommt mir bekannt vor, nicht nur heute, zur Halbzeit.

Oft wird aus ihren Gedanken ein Gebet. Eins meiner Lieblingsgebete ist ganz kurz: „Meine Zeit in deinen Händen.“ Das Gebet ist so kurz, da steht nicht mal ein Verb dabei. Ich glaube, deshalb passt es in ganz verschiedene Situationen. Wenn ich erschrecke, wie die Zeit verfliegt, will ich das wohl ernstnehmen, aber doch dagegen halten: „Meine Zeit ist bewahrt in deinen Händen.“ Wenn ich vor Glück die Uhr anhalten möchte: „Meine Zeit steht still in deinen Händen“. Wenn ich mich geborgen fühle oder mich geborgen fühlen möchte: ach, da reicht mir „Meine Zeit in deinen Händen.“

Für mich ist das ein gutes Gebet für heute, wenn ich auf die erste Hälfte des Jahres zurückschaue und überlege, was war. Was beschäftigt Sie zur Halbzeit?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33353
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