SWR1 3vor8

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03JUN2021
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Wie kann man einander nah sein, obwohl man getrennt ist? Obwohl man sich nicht umarmen oder anfassen kann? Das haben sich viele gefragt während der Corona Pandemie. Und viele haben sehr gelitten unter der Trennung von den Menschen, denen sie gerne nah gewesen wären.

Jesus, so stelle ich es mir vor, stand vor einem ganz ähnlichen Problem. Nach seiner Auferstehung war klar: er konnte nicht bei seinen Freunden und Freundinnen bleiben. Er musste zu Gott in den Himmel. Aber trotzdem wollte Jesus seinen Freundinnen und Freunden nah bleiben. Und da hatte er eine richtig gute Idee: Vor seinem Tod hat er ein letztes Mal mit ihnen gegessen. Alle gemeinsam an einem Tisch. Er hat Brot und Wein mit Ihnen geteilt und ihnen gesagt: „Wenn ich nicht mehr da bin, dann kann euch das gemeinsame Essen trösten. Und wenn Ihr so miteinander esst, dann bin ich dabei. Spürbar – schmeckbar. Und immer wenn Ihr euch trefft, dann tut das zu meinem Gedächtnis. Ich hoffe, dann spürt ihr: ich bin ganz nah – auch wenn ihr mich gerade nicht seht oder hört.“

Heute an Fronleichnam feiern Katholikinnen und Katholiken überall auf der Welt diese tolle Idee. Und auch wenn sich die großen Kirchen nicht einig sind, wie genau sie das Abendmahl verstehen– so stimmen sie doch überein: gemeinsam Brot zu teilen und Wein oder Saft zu trinken, das verbindet uns. Auch über große Distanzen hinweg. Und selbst wenn wir das Abendmahl an getrennten Tischen einnehmen – so wird doch spürbar: durch Wein und Brot gehören Menschen zu Jesus Christus. durch ihn sind wir verbunden – mehr als wir getrennt sind.

Der Evangelist Johannes, der die Lebensgeschichte Jesu vor fast zweitausend Jahren aufgeschrieben hat, lässt Jesus selbst das so zusammenfassen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nicht dürsten. (Joh 6,35 ) Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt der bleibt in mir und ich in ihm (Joh 6,56)

Die Idee mit dem gemeinsamen Essen lässt sich übrigens auch wunderbar auf die Nähe zu den eigenen Freunden und Freundinnen anwenden. Natürlich finde ich es am schönsten, wenn man gemeinsam an einem Tisch sitzen kann. Aber es geht auch über Distanz hinweg. Zum Beispiel indem man gemeinsam über Videochat oder facetime kocht und sich dann das Essen schmecken lässt. Der eine dort, die andre hier. Denn Liebe und Nähe gehen auch durch den Magen – das hat schon Jesus gewusst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33247
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