Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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01JUN2021
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Rasen gemäht habe ich schon. Und jetzt noch die Pflanzen rausstellen, immerhin ist es ja schon Juni. So ein Garten erfordert eine Menge Aufmerksamkeit.

Lange habe ich gedacht: Ich stecke mehr Arbeitszeit in den Garten hinein als ich dann an schönen Stunden auf der Sonnenliege wieder herausbekomme. Aber seit dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr habe ich gelernt, die Zeit für die Baumpflege und das Rasenmähen als geschenkte Zeit zu schätzen. Vorher hätte ich in meiner Freizeit vielleicht anderes gemacht. Aber: Gartenarbeit ist eine gute Möglichkeit, die freie Zeit in einem Lockdown zu verbringen. Und von Freunden, die keinen Garten haben, weiß ich, dass sie sich intensiv um ihre Pflanzen im Blumenkasten und auf der Fensterbank kümmern.

Ich spüre das Leben. Ich freue mich an den leuchtenden Farben der Blüten. Blumen und Pflanzen sind für mich so etwas wie ein kleines Stück vom Paradies.

In der Bibel wird berichtet, wie Gott nach Erschaffung des ersten Menschen einen Garten anlegt. Der ist gleich zu Beginn eine Freude für die Augen und kann den Menschen auch ernähren. Und als alles fertig ist, bekommen die Menschen den Auftrag, diesen Garten zu bebauen und zu bewahren.

Sicher hat ihnen die Gartenarbeit viel Freude bereitet. Aber dann übertreten Adam und Eva die einzige Spielregel im Paradies – und essen eine verbotene Frucht. Sie müssen den Garten verlassen. Und erst von da an heißt es in der Bibel, dass die Arbeit des Menschen im Schweiße seines Angesichts und mit viel Mühe geschieht. Seitdem muss sich der Mensch mit Dornen und Disteln herumschlagen, die die Ernte erschweren.

Das Paradies ist verloren, aber am Ende der Bibel wird von der Hoffnung auf Gottes Zukunft erzählt. Und da tauchen die Bilder aus dem paradiesischen Garten vom Anfang wieder auf. Da wachsen Bäume des Lebens am Ufer eines klaren Flusses, und sie tragen jeden Monat Früchte, und keine Spielregel sagt mir mehr, dass ich sie nicht essen darf. Solche Bilder lassen mich hoffen, dass eines Tages Mensch und Natur wieder zu einer Einheit werden. Das ist auch notwendig, denn zurzeit sind wir Menschen eher dabei, die Natur, unsere Erde zu zerstören, Abholzen der Wälder, Ausbeuten des Bodens, Umweltverschmutzung. Auch der Klimawandel spricht eine deutliche Sprache. So können wir nicht weitermachen.

Ich spüre, bei der Gartenarbeit komme ich meiner ganz persönlichen Einheit mit der Natur etwas näher. Den Schweiß auf der Stirn bei der Gartenarbeit empfinde ich dann nicht mehr als Strafe, sondern ich entdecke darin die Freude an der Schöpfung Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33231
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