SWR1 3vor8

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13MAI2021
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“Erzählt von mir!”

Diesen Auftrag gibt Jesus den Jüngern nach seinem Tod
Heute, an Christi Himmelfahrt, ist das in katholischen Gottesdiensten gleich an mehreren Stellen zu hören. Zum Beispiel in der Apostelgeschichte. Dort wird berichtet, wie Jesus vierzig Tage nach Ostern in den Himmel gehoben wird, und zwei Männer in weißen Gewändern den Jüngern sagen: Schaut nicht in den Himmel, sondern auf die Erde. Dort ist der Platz, an dem ihr gefordert seid. Oder am Ende des Markusevangeliums. Dort ruft Jesus den Menschen zu: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!“ (Mk 16, 15)

Heute beginnt auch der dritte ökumenische Kirchentag in Frankfurt, und der Gottesdienst zur Eröffnung trägt ebenfalls den Titel „Erzählt von mir“. Vermutlich feiern viele digital mit. Pandemiebedingt können sie nicht nach Frankfurt kommen, sondern sitzen alle verteilt im Land an ihrem PC. Aber ich finde, irgendwie passt das zu dem Auftrag „Geht hinaus in die Welt und erzählt von mir“. Denn ein Gottesdienst hat immer auch den Anspruch, dass er etwas bewirkt bei mir, dass er in meinem Leben konkret wird. Und zwar genau an dem Ort, an dem ich lebe. Mit den Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe – sei das zu Hause, mit Freunden oder bei der Arbeit.

Erzählt von mir – das heißt aber nicht, andere einfach vollzuquatschen. Sie mit meiner Überzeugung zuzuschütten, so dass sie für ihre Gedanken und ihre Sicht auf die Welt gar keinen Platz mehr haben.

Anderen von meinem Glauben zu erzählen beginnt damit, dass ich mir selbst erst einmal klar mache, was mir mein Glaube bedeutet. Dass ich überlege, was mir von Jesu Botschaft wichtig ist. Was mich in schweren Zeiten zuversichtlich sein lässt. Was mich morgens aus dem Bett holt und abends dankbar auf so manch Schönes am Tag zurückschauen lässt.

Wenn ich dann den Auftrag, von Jesus zu erzählen, für mich übersetze, dann lautet er zur Zeit ungefähr so: Bemühe dich, in jedem Menschen, dem du heute begegnest, das Einmalige, das Besondere zu suchen.
Rechne jeden Tag mit dem Guten – auch wenn es in deinem Leben gerade drunter und drüber geht.
Halte dich nicht aus allem raus. Sondern: Misch dich ein, wenn es ungerecht zugeht. Auch wenn dich das nicht unbedingt beliebter macht.
Und: hab keine Angst im Leben zu kurz zu kommen oder nicht zu genügen. In Gottes Augen bist du unendlich wertvoll.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33138
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