Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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29APR2021
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Alle sind Verbrecher. So ist das in dem Film „The Gentlemen“, den ich neulich gesehen habe. Die Geschichte handelt von dem Drogenboss Mickey, der sein Geschäft verkaufen will. Der Film ist raffiniert erzählt, spannend und skurril-witzig. Aber es gibt im ganzen Film keinen einzigen Guten. Auch Mickey, die Hauptperson, ist nur ein bisschen weniger böse als die anderen Gangster, die ihm an den Kragen wollen: Er verkauft Marihuana statt Heroin und räumt seine Gegner nur aus dem Weg, wenn es unbedingt sein muss.

 „So ist das doch auch im richtigen Leben“, würde der Apostel Paulus wohl sagen. In seinem Brief an die Christen in Rom schreibt er: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer (…). Ihre Zunge gebrauchen sie, um zu betrügen (…). Nichts hemmt ihre Schritte, wenn es gilt, Blut zu vergießen. (…) Verwüstung und Elend lassen sie auf ihren Wegen zurück“ (Römer 3,11-17, Neue Genfer Übersetzung). Nur, Paulus schreibt das nicht über Verbrecher und Drogenhändler. Er meint damit alle Menschen.

Ich glaube, Paulus meint nicht, dass jeder Mensch tatsächlich ein Mörder oder Betrüger ist. Aber Paulus ist sich sicher: Kein einziger Mensch schafft es, die zehn Gebote zu halten. Spätestens am ersten Gebot scheitern alle. Das lautet nämlich: „Ich bin der Herr Dein Gott, Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“. Im Grunde seines Herzens will kein Mensch Gott über sich haben, sagt Paulus. Niemand will sich von Gott sagen lassen, was gut für ihn ist. Jeder will sein eigener Herr sein. Und das ist für Paulus die Wurzel von allem anderen: Neid, Gier, Hass und eben auch Verbrechen, Gewalt und Krieg.

Zum Glück bleibt Paulus nicht beim Schwarzmalen stehen. Er glaubt daran, dass Menschen sich ändern können. Dann, wenn sie merken: Gott meint es gut mit mir. Er will mein Leben nicht bevormunden oder einschränken. Paulus ist davon überzeugt: Jesus Christus hat den Menschen gezeigt, wie sehr Gott sie liebt. Und dass Gott ihnen verzeiht, was sie falsch gemacht haben. Wer das erkennt, der verändert sich.

Ich glaube bei dem Drogenboss Mickey im Film hätte das funktioniert. Mickey wollte nämlich aussteigen aus dem Drogengeschäft. Er hat sich ein ganz normales Leben gewünscht. Sein Problem war, dass er zu tief im Verbrechen drin steckte. Wenn da einer gekommen wäre und hätte zu ihm gesagt: Pass auf, du kannst nochmal ganz neu anfangen. All deine Verbrechen und Machenschaften sind dir verziehen. Ich glaube, dieser Person wäre Mickey für immer dankbar. Und er würde nie mehr ein krummes Ding drehen.

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