Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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28APR2021
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Ehepartner können sehr verschieden sein, auch was den Glauben angeht. Davon erzählt der amerikanische Sänger Vince Gill in einem Lied. Es heißt „When my Amy prays“ – „Wenn meine Amy betet“. Neulich hat er für dieses Lied einen Grammy gewonnen.

Amy, das ist die Sängerin Amy Grant, mit der Vince Gill verheiratet ist. Amy Grant ist sehr gläubig und singt davon auch oft in ihren Liedern. Bei ihrem Mann ist das anders. „Wir sind völlig verschieden aufgewachsen“, erzählt Vince Gill in einem Interview, „Amy ist jeden Sonntag in die Kirche gegangen, ich nie“. Und das hat sich mit der Hochzeit auch nicht groß geändert. Die Bibel, die ihm seine Frau geschenkt hat, liegt zwar auf dem Nachttisch. Manchmal, wenn er nicht schlafen kann, blättert er auch darin. Aber er liest sie nicht wirklich. „Ich hab zwar mein ganzes Leben lang von Jesus gehört“, singt Vince Gill in diesem Lied, „aber die Verbindung zu ihm ist irgendwie nie zustande gekommen“.

Nur, wenn er seine Frau beten sieht – mit erhobenen Händen, wie das in manchen Kirchen üblich ist –, dann ändert sich was. „Wenn meine Amy betet“, singt Vince Gill, „dann sehe auch ich Gottes Gesicht, dann spüre auch ich seine Gnade, dann hebe auch ich meine Hände“.

Ich verstehe das so: Weil er sieht, wie wichtig Gott für seine Frau ist, deshalb wird Gott auch ihm wichtig – jedenfalls in diesem Moment, „wenn Amy betet“.

Mich erinnert das an einen Brief, den der Apostel Paulus an die Christen in der griechischen Stadt Korinth geschrieben hat. Dort gab es auch Ehen, in denen eine Frau, die an Jesus geglaubt hat, mit einem Mann verheiratet war, der nicht an Jesus geglaubt hat. Oder auch umgekehrt. An diese Ehepaare schreibt Paulus: Der Ehepartner, der nicht glaubt, wird „geheiligt“ durch den, der glaubt (1 Kor 7, 14). Die Bibelausleger rätseln, was Paulus damit meint. Vielleicht ja genau das, was Vince Gill in seinem Lied beschreibt. Der Ehepartner, der nicht glaubt, bekommt durch seinen gläubigen Partner eine Verbindung zu Gott. Vielleicht kann man sogar sagen: Der eine glaubt für den anderen mit.

Vince Gill ist seiner Frau Amy dankbar, dass sie ihn nicht ändern will, sondern dass sie ihn so akzeptiert wie er ist. Ich finde, damit lässt sie ihren Mann auch ein bisschen spüren, wie Gott ist. In seinem Lied singt Vince Gill über seine Frau:

„Sie stärkt mir den Rücken und verurteilt mich nicht.
Sie lässt mir Zeit, mich zu verändern.
Sie liebt mich, auch wenn ich mich von meiner schlechtesten Seite zeige.
Sie ist mein Unterstand, wenn es regnet.“
Ich glaube: So ist auch Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33040
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