Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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30APR2021
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Der Anfang unseres biblischen Abschnittes aus dem 3. Mosebuch spricht über den Tod und das Sterben, - in Bezug auf die besonderen Gebote der Kohanim, der altertümlichen Priester der Israeliten. Die klassische, jüdische Auffassung sah den Tod des Menschen, als eine Krise des Lebens, oder eine „Scharte“ der Schöpfung. Wir nehmen den Tod als den unabänderlichen Willen des Schöpfers an. Dieser Anschauung begegnen wir täglich in dem vielleicht bekanntesten Stück unserer Liturgie, in dem jüdischen Gebetbuch: Dort ist das „Kaddisch“ zu finden. Ein Bekenntnis vor der Gemeinschaft der Betenden, in dem wir den Schöpfer, - selbst nach dem schmerzlichen Schicksalsschlag,- nach dem Verlust eines Angehörigen, vor der Gemeinschaft preisen und loben.  Damit nehmen wir selbst mit dem Tod den Ratschluß des Herren an. Gemäß eines altertümlichen, jedoch bis heute lebendigen Brauchs, reißt der Trauernde seine Kleider ein. Dies geschieht bei der Beerdigung, - vor dem Grab stehend.

 

Der frühere britische Oberrabbiner Hertz begründete dies damit, dass der Mensch lernen solle selbst in seiner Not standzuhalten, sich zu behaupten.  Das Leben, die Zukunft birgt manchmal harte Proben.   Dennoch müssen wir diesen begegnen und sie annehmen.  Sich aufzulehnen, gegen das tragische, menschliche Schicksal zu hadern mag in der Literatur, oder in der Kunst bewundernswert erscheinen, jedoch im trüben Alltag sind diese wenig erbaulich, oder dienlich.  Als Mensch muss ich erkennen, dass ich weder dem Leben, noch dem Schicksal meine Bedingungen auferlegen kann. Viel eher muss ich mich meinem Los fügen, mich meinem Geschick ergeben. Der ungebrochene und daher bewundernswerte Glaube, kann mir zur Seite stehen, damit ich nicht verzage.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33028
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