Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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21APR2021
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Mein Kollege steht an meiner Bürotür und zwinkert mir zu. „Mach mal ne Pause!“ Ich sitze am übervollen Schreibtisch und muss lauter dringende Sachen erledigen. Ich murmle: „Ich kann jetzt nicht“, und arbeite weiter.

„Mach mal ne Pause“. Es gibt Momente, da nervt mich dieser Satz, und ich will ihn einfach nicht hören. Wenn ich richtig viel zu tun habe und die Termine sich überschlagen, dann habe keinen Kopf dafür, mal eben alles liegen zu lassen.

Aber ich fürchte, der Satz nervt mich auch, weil ich merke, dass mein Kollege Recht hat. Eine Pause wäre längst überfällig. Stattdessen arbeite ich mal wieder durch, und am Schluss habe ich bis zum Feierabend gar keine Pause gemacht. In solchen Momenten dämmert mir: wenn ich so weitermache, gönne ich mir die nächste Pause in der Rente. Wenn überhaupt.

Dabei weiß ich: Pausen sind wichtig. Mit einer guten Pausenstruktur bleibe ich im Gleichgewicht, und das ist gesünder als immer nur durchzuackern. Nach zwei Stunden ist eine Kaffeepause gut, und mittags brauche ich noch mehr Freiraum. Am besten mit einem guten Mittagessen irgendwo anders, auf jeden Fall nicht an meinem Schreibtisch. Und gut wäre, ich kriege es hin, wenigstens einen Tag in der Woche rechtzeitig nach Hause zu kommen, um noch Zeit zu haben für das, was mir auch wichtig ist: Zeit für Freunde und Familie oder Zeit für mich.

Natürlich gibt es Tage, die sind so voll, da kann ich nicht einfach aufstehen und Pause machen. Und ich kenne Menschen, die stecken gerade in so anstrengenden Lebensphasen, da ist Pause machen generell schwierig. Weil der Beruf so über die Maßen fordert oder weil in der Familie vieles besonders kräftezehrend ist. Zum Beispiel, wenn ich einen kranken Angehörigen pflege. In solchen Zeiten sind Ruhe und Erholung besonders schwer zu bekommen. Aber gerade da ist das so wichtig.

Wenn ich mit meinen Pausen mal wieder nachlässig bin, hilft es mir, wenn ich an diesen Kalenderspruch denke. Er heißt: „Wenn Du es eilig hast, gehe langsam“.

Ich darf mir Unterbrechungen gönnen, wenn ich sie brauche – und nicht erst, wenn ich dieses oder jenes erledigt habe. Das rechtzeitig zu spüren, ist manchmal schwer. Aber es lohnt sich, weil es mir vielleicht die Balance für den heutigen Tag bringt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33007
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