SWR1 3vor8

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05APR2021
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Ich schreibe ständig „to-do“ Listen. Sie helfen mir, den Überblick zu behalten. Deshalb sind sie auch nicht verkehrt. Nur manchmal wird es zu viel. Dann ist die Liste so lang, dass ich nur noch Punkte abarbeite und kaum etwas Anderes mehr wahrnehme.

Vor ein paar Wochen war es wieder so weit. Und deshalb habe ich mir statt einer „to-do“-Liste eine „Da war was“-Liste verordnet.

Da war was, über das ich mich heute unglaublich gefreut habe. Ein Satz in einer Mail, der mir gut getan hat oder die Sonne, die mich in der Mittagspause gewärmt hat.

Oder: Da war was, was mich innerlich so richtig zufrieden gemacht hat. Dass ich meinen PC wieder zum Laufen gebracht habe oder die witzige Idee für einen Kindergottesdienst, die unserem Team eingefallen ist.

Oder: Da war was, was mich an etwas Schönes hat denken lassen. Das italienische Gewürz fürs Abendessen aus dem letzten Urlaub oder ein Gespräch mit einer Freundin, bei dem wir in Erinnerungen geschwelgt haben.

Da war was – das haben vor ungefähr 2000 Jahren auch zwei Männer gemerkt –erst im Nachhinein – aber auch da hat es gewirkt. Von ihnen ist heute in den katholischen Gottesdiensten zu hören. Die beiden sind in ein kleines Dorf namens Emmaus unterwegs. Sie sind traurig und völlig am Ende. Jesus, ihr Freund, ist am Kreuz gestorben und dabei hatten sie sich von ihm so viel erhofft. Unterwegs treffen sie auf einen Fremden, der wissen will, was sie bedrückt. Sie erzählen ihm, wie enttäuscht und traurig sie sind. Er hört ihnen zu, er baut sie auf und er erzählt, dass er voller Hoffnung ist. Erst im Nachhinein, beim Essen am Abend, kapieren sie, dass der Fremde Jesus war. Und dass sie das eigentlich schon unterwegs gespürt haben. Da war was. Sie sagen: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust als er unterwegs mit uns geredet hat?“ (Lk 24,32)

Wenn ich so mittendrin im Tun stecke und meine Listen abarbeite, dann kann es passieren, dass es mir wie den beiden Männern geht. Ich bin wie blind und registriere gar nicht, was mein Herz gerade höherschlagen lässt.

Die „da-war-was“-Liste am Abend ist für mich ein guter Augenöffner. Denn so gehen die schönen Momente nicht einfach unter. Und ich merke, wie viel Gutes in meinem Leben eigentlich passiert.

Für mich kleine Zeichen, durch die ich spüre, dass Gott jeden Tag mit dabei ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32891
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