Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13MRZ2021
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Gott loben? Kann ich Gott loben in diesen Zeiten? In dieser Woche habe ich mich mit dem Vater Unser beschäftigt. Und wenn es fertig gebetet ist, gibt es zum Abschluss dieses Gebetes noch die sogenannte „Doxologie“. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Lobpreis“. Dieser Lobpreis ist an Gott gerichtet und wird mit folgenden Worten von den Gläubigen gesprochen: „Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, Amen.“
Ich habe diese Worte schon in den verschiedensten Gemütszuständen gesprochen. Euphorisch: Ja(!), wir arbeiten am Reich Gottes hier, in dieser Welt, und spüren schon hier etwas von der Kraft und der Herrlichkeit seiner Welt, die immer wieder auch schon in unsere Welt hereinstrahlt. In der Liebe, in der Kreativität der Menschen und in der Schönheit unserer Welt. Die uns ahnen lässt, wie unendlich schön die andere sein könnte.
Ich hab diesen Lobpreis Gottes nach dem Vater Unser aber auch schon traurig und kraftlos gesprochen, zweifelnd und fragend: Ja wo ist es denn Dein Reich, wo ist sie nur, Deine Kraft und Herrlichkeit angesichts all dem Elend in der Welt?! Oder hadernd, gar wütend: Ja zeig uns doch endlich Dein Reich, reiß den Himmel auf und lass Deine Herrlichkeit reinleuchten in unsere dunklen Tage. Und versteck Dich nicht in Deiner Ewigkeit…!
Und zwischen diesen Extremen - euphorisch und traurig, kraftvoll und kraftlos, wütend und dankbar - spreche ich den Lobpreis Gottes am häufigsten hoffnungsvoll. Auch und gerade in Zeiten wie diesen: Denn Dein ist das Reich, das wir hier schon spüren und spürbar machen können, trotz allem und in allem. Und Kraft daraus schöpfen, dass es neben allem Schrecklichen und Traurigen immer auch das Gute und Schöne gibt. Das Gute und Schöne, das zeitlos ist. Das vor uns da war und nach uns da sein wird. Und dann, irgendwann, für immer. So sei es: Amen.

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