Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08MRZ2021
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„So Gott will“ – eine Floskel, die für mich viel mehr als nur eine Floskel ist. Ich sag die drei Wörtchen immer dann, wenn ich was plane, das weit weg ist. Weil ich weiß, wie begrenzt alles Planen doch sein kann. Ich benutz das „So Gott will“ aber auch, wenn ich mich entlasten will. Und mir selbst sagen: „Du allein hast nun wirklich nicht alles in der Hand“.
So weit so gut. Aber was will Gott denn eigentlich? Sicher nicht den willenlosen Menschen, den er wie eine Marionette an der Hand hält und lenkt. Er will sicher auch keinen Menschen, der ihn mit Popanz oder Selbstkasteiungen beeindrucken möchte. Und schon gar keinen Menschen, der in seinem Namen seine Herrsch- und Zerstörungssucht auslebt.
Aber was will Gott denn nun? In dieser Woche beschäftige ich mich mit dem Vater Unser. Und ziemlich am Anfang dieses Gebets heißt es, dass sein Wille geschehen, sein „Reich“ kommen soll. Dieses Wort „Reich“ macht die Antwort darauf, was Gott will nun auch nicht leichter. Weil es vergiftet ist. Denn es riecht nach Herrschaft und Unterdrückung, nach Krieg, Blut und Tod, wenn man an die weltlichen Reiche wie das Römische oder das „Dritte Reich“ denkt. Aber genau diese weltliche Macht hat Jesus nicht gemeint mit dem Reich Gottes, sondern einen Raum göttlichen Wohl-Wollens. Der von reiner Liebe und umfassender Barmherzigkeit erfüllt ist. Diesen Raum meinte Jesus, als er im „Vater Unser“ vom Reich Gottes gesprochen hat, das kommen soll, in dem „sein Wille geschehen soll, wie im Himmel, so auf Erden“. Ein Reich, das Jesus als bereits da beschrieben hat. In Teilen schon verwirklicht, lebendig in dieser Welt. Aber noch nicht ganz, das erst in der anderen Welt, ganz bei Gott.

Aber wir können diese Welt schon hier erfahren und verwirklichen. Durch unsere so starke und schwache, begrenzte und grenzenlose Liebe. Die der Himmel auf Erden sein kann. Hier und heute. Wenn wir geduldig sind mit einem trotzigen Kind oder einem störrischen Greis. Wenn wir einen kranken Menschen pflegen. Einen Trauernden trösten. Wenn wir jemandem vergeben, der uns verletzt hat. Wenn wir einen Fremden grüßen. Oder den Menschen küssen, den wir lieben. Überall da geschieht Gottes Wille, ist sein Reich schon da…

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