Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Geiz ist geil“ – neiiiiiiiiiin! – Nicht schon wieder. Dieser Slogan ist nun wirklich out. Und jetzt kommt auch nicht die 93. Verdammung dieser Werbestrategie. Nein, das haben Werbeprofis schon perfekt gemacht. Geiz ist eine der 7 sogenannten Todsünden. Und um unsere Aufmerksamkeit zu kriegen brüllt die Werbung scheinbar Unmoralisches in unsere Konsumwelt: Dass es lustvoll sei nichts herzugeben. Dass es geradezu sexuell stimulierend sei, etwas zu haben, es zu behalten und nichts davon abzugeben.
Geiz, Habgier, Habsucht gilt als eine der sieben Todsünden. Todsünde soll heißen, dass es auf Dauer lebensfeindlich ist, wenn der Mensch bestimmte Fehlverhalten nicht korrigiert oder gar zum Lebensstandard macht. Geiz zum Beispiel. Geiz hat zwei Seiten.
Von dem, was man hat, nichts hergeben zu wollen. Und das, was man begehrt geradezu suchtartig haben zu müssen. Daher auch das Wort: Hab-Sucht.
Lebensmittel, Luxusartikel, Menschen, Dinge, Zeit oder Liebe für sich behalten zu wollen. Das kann persönlich verschiedene Ursachen haben, die zum Teil weit bis ins Kleinkindalter zurückgehen. Gesellschaftlich kann das an einer verqueren Wirtschaftsordnung liegen, die nur Wachstum und Eigennutz kennt.
Aber gemeinsam ist dem Geiz im Privatleben wie in der Gesellschaft ein Irrtum. Der Irrtum, dass immer mehr haben und nichts hergeben zu wollen reich macht. Es macht arm, arm in der Seele. Denn Geiz macht einsam, weil er immer nur um sich selbst kreist und so keine Beziehungen zulässt. Und Geiz macht unzufrieden, weil durch das reine Anhäufen von Besitz kein wirkliches Glücksgefühl entsteht. Glücksgefühle entstehen wenn man etwas loslassen kann, wenn man jemanden frei geben kann, etwas hergeben oder jemanden beschenken kann. Ohne Berechnung, in aller Freiheit und vor allem mit Liebe. Denn die Liebe ist der größte Gegner des Geizes: weil sie sich vermehrt, je mehr man von ihr hergibt.
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