Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die 7 Todsünden“ – Das passt so richtig in bestimmte Klischees über die Katholische Kirche: düster, strafend, aber auch geheimnisvoll. Die sieben Todsünden gibt es eigentlich gar nicht, zumindest nicht in einer modernen Theologie. Aber dieser mittelalterliche Sündenkatalog klingt heutzutage so exotisch, dass er immer wieder von Filmemachern oder Werbestrategen aufgegriffen wird. Grund genug mal nach dem Kern der so genannten
„7 Todsünden“ zu fragen.
Mit Todsünden waren durchaus gängige Verhaltensweisen gemeint, die aber schädlich sind und für den Menschen sozial tödlich werden können.
Neid zum Beispiel, Hass oder Stolz. Der Stolz gilt als die erste, gar als die schlimmste der sieben Todsünden. Warum eigentlich? Und was ist Stolz?
Stolz ist gleichbedeutend mit Hochmut, Eitelkeit, Arroganz. Stolz meint also nicht diese Zufriedenheit, wenn einem etwas richtig gut gelungen ist. Stolz meint Verhaltensweisen, die den Menschen dazu bringen sich über die Anderen zu stellen, auf sie herunter zu sehen. Sich so stark, so schön, so gescheit, so toll zu fühlen, dass man die anderen für minderwertig hält. Dass man unschlagbar, unfehlbar ist und von niemandem Hilfe braucht.
Vielleicht gilt diese Unart deshalb als eine der schlimmsten, weil sie in ihrem Innersten den Menschen verkennt. In seiner Schwäche, in seiner Begrenztheit und in seiner Hilfsbedürftigkeit. Und weil sie sich im Äußersten als Übermensch oder gar als Gott aufspielt. Wie die Nazi-Ideologen oder manche selbsternannte Gurus.
Aber so weit muss man beim Thema Stolz gar nicht gehen. Er ist eine sehr alltägliche Untugend. Wenn ich nach einem Streit nicht bereit bin wieder auf den anderen zu zugehen. Oder wenn ich es einfach nicht fertig kriege, mich zu entschuldigen. Weil ich mich dann als Verlierer, minderwertig oder schwach fühlen könnte. Aber Stolz ist kein Zeichen von Stärke, sondern ein Zeichen von Schwäche. Einer Schwäche, hinter der sich vielleicht eine große Angst versteckt: die Angst davor mich schwach zu zeigen und deshalb nicht mehr geachtet oder geliebt zu werden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3260
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