Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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13FEB2021
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Ob der monatelange Lockdown nun gelockert wird oder auch nicht: Abstand und Maskenpflicht bleiben auf jeden Fall, denn wir sind noch lange nicht überm Berg.

Im Netz kursiert ein hübsches Trick-Filmchen. Es zeigt eine Reihe senkrecht stehender Zündhölzer. Das erste wird entflammt, und schon springt das Feuer über auf das zweite und das dritte. In letzter Sekunde tritt eines der Hölzchen ein paar Schritte zurück. Und siehe da: Das Lauffeuer kann die Lücke nicht mehr überspringen. Genau so, sagen die Virologen, verläuft eine ansteckende Epidemie. Da hilft nur eines: Raus aus der Reihe, Abstand halten, nur so ist die verhängnisvolle Kette zu unterbrechen.

Das wusste vor fünfhundert Jahren schon der Kirchenreformator Martin Luther. In Wittenberg wütete damals die Pest, viele suchten zu fliehen. Luther bleibt, hält sich aber akribisch an die AHA-Regeln von damals. In seinem Tagebuch schreibt er: „Ich will das Haus räuchern und lüften und Orte meiden, wo man mich nicht braucht, damit ich andere nicht vergifte und anstecke und ihnen durch meine Nachlässigkeit eine Ursache zum Tode werde“ [1]

Jetzt noch Corona zu leugnen, ist absurd. In Portugal stauen sich vor den Kliniken die Sankas. In Meißen stapelten sich im Krematorium die Särge. Nun gilt unser Mitgefühl den Trauernden und den Todkranken, die – im künstlichen Koma und auf dem Bauch liegend – beatmet werden müssen. Alle Hochachtung denen, die sie unter Lebensgefahr betreuen und pflegen.

Der Kampf gegen die Pandemie wird zur Geduldsprobe. Unser Gott, so glaubt der Apostel Paulus, ist ein „Gott der Geduld und des Trostes. Er gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander“(Römerbrief 15,5).

Halten wir aus, halten wir durch! Und trösten wir jene, die müde geworden sind: Alte und Kranke in ihrer Einsamkeit, junge Menschen in ihrer Ungeduld. Schenken wir die gewonnene Zeit den Kindern und Enkelkindern. Bleiben wir denen nahe, die um ihren Arbeitsplatz bangen.

Wer aber seine Maske locker baumeln lässt oder gar ganz verweigert, Partygänger und Randalierer, verdient einen deutlichen Fingerzeig.

 

[1]    Luthers Werke Band 5, Seite 334f

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32560
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