SWR1 3vor8

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24JAN2021
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„Denkt um und verändert euch!“ Diese Aufforderung ist in katholischen Gottesdiensten heute gleich in zwei biblischen Texten zu hören.

Das eine Mal richtet sie sich an Menschen, die in Ninive wohnen. Ninive ist für damalige Verhältnisse eine riesige Stadt, in der die Leute verschwenderisch leben. Ihnen soll Jona im Auftrag Gottes androhen, dass er ihre Stadt zerstören wird. Es sei denn, sie schaffen es, sich nicht mehr so egoistisch und arrogant zu verhalten.

Jona hat da eigentlich keine Lust drauf. Doch nach einigem Hin und Her lässt er sich breitschlagen. Er rechnet nicht damit, dass die Leute auf ihn hören werden. Doch genau das passiert. Sie fangen an darüber nachzudenken, was sie tun und bessern sich.

Der andere Aufruf zur Umdenken richtet sich ca. 400 Jahre später an Menschen am See von Galiläa. Ihnen ruft Jesus zu: „Denkt um und glaubt an meine frohe Botschaft.“ Und dann geht er gezielt auf ein paar Fischer zu, die alles stehen und liegen lassen und mit ihm durchs Land ziehen. Von jetzt auf gleich verändern sie ihr Leben.

In den biblischen Texten klingt es ganz einfach, sich zu verändern. Aber so einfach ist es oft nicht. Manchmal stecke ich in meinen Gewohnheiten fest. Oder in meinem Denken. Komme immer wieder in die gleiche Gedankenschleife und brauche lange bis ich eine andere Perspektive einnehmen kann.

Das fängt bei meinem Lebensstil an. Auch wenn ich genau weiß, dass es mir guttun würde abends alle technischen Geräte auszuschalten, hänge ich dann doch wieder am Handy. Und wie schwer ist es erst, bei so richtig großen Dingen umzudenken. Zum Beispiel bei den Plänen, wie mein Leben aussehen sollte. Es kann echt enttäuschend und schmerzhaft sein, wenn klar wird: das wird nichts mit eigenen Kindern oder Enkeln. Oder: diesen einen Traumjob, den gibt es für mich nicht. Dann den Blick darauf zu richten, was in meinem Leben schon Gutes da ist und nach vorne zu schauen, das erfordert Kraft und Durchhaltevermögen.

Doch es ist möglich. Und die biblischen Texte zeigen auch warum. Gott traut den Menschen zu, dass sie sich verändern können. Und dass sich es lohnt, umzudenken.

Vielleicht haben ein paar Superreiche aus Ninive gemerkt, dass es neben all dem materiellen Luxus noch andere lebenswerte Dinge gibt. Und vermutlich hat Simon, einer der Fischer, gespürt, dass das Leben noch mehr hergeben könnte als Netze flicken und Fische ausnehmen.

Es ist nicht leicht, sein Leben zu verändern. Aber wenn ich spüre, dass Gott mir etwas zutraut, etwas ganz anderes, vielleicht Größeres und Lebendigeres – dann gibt mir das den entscheidenden Kick es zu versuchen.

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