Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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26JAN2021
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Familie. Solange ich denken kann, ist das in der Kirche immer ein Wort gewesen, bei dem man einen Glanz in die Augen gekriegt hat. So hat Gott sich das Zusammenleben der Menschen vorgestellt. Eine heile Welt im Kleinen. Und am besten nicht nur heil, sondern wie bei Jesus, Maria und Josef sogar heilig.

In seiner Enzyklika Amoris laetitia| Die Freude der Liebecharakterisiert auch Papst Franziskus die Familie als Ideal. Wörtlich sagt er: Das Wohl der Familie ist entscheidend für die Zukunft der Welt und der Kirche[1]. Das ist nicht gerade wenig, was da dem Zusammenleben von Menschen zugetraut und ja auch zugemutet wird. Wenn’s irgendwo klappen muss, dann in den Familien. Und in Corona-Zeiten ist das nochmals eine ganz besondere Herausforderung, die viele an den Rand bringt.

Wie gut, dass der Papst immer wieder auch das ganz normale Leben thematisiert. Das ist ein wichtiges theologisches Prinzip. Es hat damit zu tun, dass der Gott, an den Christen glauben, Mensch geworden ist. Gott steckt in allem, was menschlich ist. Im Blick auf die Familien formuliert Papst Franziskus das so: Die Gegenwart des Herrn wohnt in der realen, konkreten Familie mit all ihren Leiden, ihren Kämpfen, ihren Freuden und ihrem täglichen Ringen[2]. Wenn das die Kirche signalisiert, dann wird sie zu einem guten Lebensraum für Menschen. Wenn Bischöfe sagen, dass sie vor der Last, eine Familie zu sein, nicht die Augen verschließen. Wenn Pfarrer Scheidungsfamilien beistehen. Wenn die Menschen, die Kirche sind, sich über die Gemeindegrenzen hinaus um Familien kümmern.

Wie es scheint, war das dem Papst aber noch nicht konkret genug. Er formuliert deshalb drei Schlüsselworte, die, wie er sagt, jede Familie nötig hat und die gebraucht werden müssen. Sie lauten: „Darf ich?“ „Danke.“ und „Entschuldige!“ Das ist so schlicht und so wahr. Großartig! Das ist hohe Theologie, wie sie jeder versteht. Es geht dabei um Freiheit, Dankbarkeit und Versöhnung. Drei zentrale Themen des christlichen Glaubens. Franziskus sagt: Es ist nicht gleichgültig, wie wir leben. Es braucht einen bestimmten Stil. Den zu üben ist womöglich die wichtigste Aufgabe für das Jahr der Familie, das Franziskus für 2021 ausgerufen hat.

 

[1]AL 31

[2]AL 315

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32475
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