Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18JAN2021
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Wie geht es weiter mit der Corona-Krise? Das weiß immer noch niemand so richtig. Der „harte Lockdown“ ist erst mal in die Verlängerung gegangen. Aber wie geht es langfristig weiter? Was wird aus dem Schuljahr – für die Kinder, für die Familien, für mich als Pfarrer und Lehrer? Wie ergeht es den Selbstständigen? Was machen die Vereine? Sollen wir als Kirchengemeinde jetzt schon was planen für Ostern?

Ich weiß das alles nicht. Und ich habe immer noch das Gefühl, irgendwie dazwischen zu sein. Zwischen dem Alltag, wie er mal war — und wie er hoffentlich irgendwann mal wieder sein wird. Das finde ich sehr anstrengend. Und an manchen Tagen habe ich das Gefühl, kräftemäßig gar nichts mehr hinzubekommen, völlig neben mir zu stehen. Dazwischen eben. Was hilft mir da?

Ein weiser Mensch hat mal aufgeschrieben: „Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu!“ Das steht mitten in der Bibel. Ich mag diesen Satz. Weil da nicht groß gegrübelt wird. Nicht nach hinten gedacht oder nach vorne. Es geht nur um das, was ich jetzt im Moment tun kann. Und das soll ich dann so gut wie möglich machen.

Auch in dieser Zwischen-Zeit geht das Leben ja weiter. Und es macht einen Unterschied, wie ich meine Arbeit tue oder wie ich mit meinen Kindern umgehe oder wie ich ein Hobby pflege. Ich soll mir über die Zukunft Gedanken machen, natürlich. Aber ich soll mich von der Unsicherheit nicht lähmen lassen. Und es muss immer wieder Momente geben, in denen ich nicht darüber nachgrüble, was mal war und was wieder sein wird. Sich über eine unsichere Zukunft Gedanken zu machen, kostet ja auch Kraft – die mir dann woanders wieder fehlt.

Das ist auch sonst so manchmal im Leben. Wenn die Schule geschafft ist und die Ausbildung erst noch beginnt. Wenn Wünsche nach Familie und Kindern kommen. Oder nach dem Beruf, wenn man sich Gedanken macht über den Ruhestand. Auch da lebt man sozusagen zwischendrin. Man ist gespannt, was wohl kommt – und gleichzeitig muss man erst mal das tun, was gerade halt ansteht.

Und umgekehrt gilt ja vielleicht: Wenn ich die kleinen Dinge bewusst tue, dann bekomme ich auch Kraft, die großen Fragen auszuhalten. Und eines Tages wieder ein Leben „nach Corona“ zu führen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32416
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