SWR1 3vor8

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10JAN2021
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In katholischen Kreisen kursiert das Sprichwort: „Geburtstag hat jede Kuh.“ Was soviel heißen soll wie: Dein Namenstag ist das größere Fest. Weil der Name an die Taufe erinnert. Es ist schön, dass du geboren bist und lebst. Aber wichtiger ist: Du bist bestimmt für das ewige Leben. Früher war das die Standardantwort, wenn Eltern bei der Taufe eines Kindes danach gefragt wurden, um was sie bitten: „Wir bitten um das ewige Leben“ … für unsere Tochter, unseren Sohn. Für meinen geliebten Sohn - wie es heute in den katholischen Gottesdiensten heißt. Denn am Sonntag nach Dreikönig wird an die Taufe Jesu im Jordan erinnert. Wie der junge Mann, bevor er sein öffentliches Leben beginnt, von Gott gesagt bekommt, was er mehr braucht als sein schieres Leben. Die kurze Szene am Anfang des Markusevangeliums fasst prägnant zusammen, was die Taufe bedeutet. Jesus sieht den Himmel offen, hört die Stimme Gottes, die ihn bestärkt in allem, was kommen mag. Jesus hat eine Verbindung mit Gott; sie kann durch nichts zerstört werden. Jeder, der getauft ist, hat sie. Neben dem, was ich zum materiellen Überleben brauche, gibt es anderes, das wichtiger, wertvoller ist. Etwas, das mir die Richtung im Leben zeigt. Und immer wieder auch das Ziel von allem: den geöffneten Himmel. Am wichtigsten ist aber wohl das: Die Taufe ist eine Liebeserklärung. Ich bin gut, so wie ich bin, bin der Liebe wert. Kein Mensch kann darauf verzichten, das immer wieder gesagt zu bekommen. Und anders herum: Wo einer darauf verzichten muss oder wenn seine Lebensumstände so sind, dass er das nicht mehr spürt, beginnt er mit der Zeit als Mensch zu verkümmern. Weil jeder Mensch diesen liebenden Blick braucht. Besonders spürbar dann, wenn sein Name genannt wird.

Nun kenne ich inzwischen kaum noch jemanden, der seinen Namenstag feiert. Unter ganz traditionellen Katholiken mag das noch eine Rolle spielen. Aber die meisten Menschen, die ich kenne, wissen gar nicht, wann der Heilige, auf den sie getauft sind, seinen Festtag hat. Alle feiern ihren Geburtstag, kriegen da Geschenke, veranstalten an diesem Tag ein Fest. Das ist ja auch ein Ausdruck von Liebe. Nur dass dabei die Verbindung nach oben weniger in den Blick kommt. Es geht beim Geburtstag mehr um das Leben im Hier und Heute und weniger um das Ewige. Ich glaube, es ist wichtig, das nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Dass ich ein kleiner Teil des großen Kosmos bin. Dass ich trotzdem die Welt beeinflusse, wenn ich rede und handle. Dass mein Leben einen Sinn hat und ein Ziel. Und dass es alles in allem unter einem guten Vorzeichen steht. Das haben meine Eltern einmal gewollt, als sie mich zur Taufe gebracht haben. Und ich bin sehr einverstanden damit.

Mk 1,7-11

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