Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11DEZ2020
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Als Kind hat Sibylle Lewitscharoff mit ihrem Rauhaardackel gebetet. Das hat die Schriftstellerin neulich in einem Zeitungsinterview erzählt. Sie hat ihrem Hund „die Pfoten zusammengelegt und Andacht gehalten“, erinnert sich die gebürtige Stuttgarterin. Den Glauben an Gott hat ihr ihre Großmutter nahe gebracht. „Sie hat viel von Gott erzählt, gesungen und mich elf Jahre lang behütet“, sagt Sibylle Lewitscharoff im Rückblick.

Ich denke, wie bei der Schriftstellerin beginnt bei vielen Menschen der Glaube an Gott in der Kindheit. Oft sind es einzelne Personen, die eine besondere Rolle für den Glauben spielen: Die Mutter oder der Großvater, eine Mitarbeiterin in der Kinderkirche oder der Pfarrer im Religionsunterricht.

Für Sibylle Lewitscharoff war ihre Großmutter „der vertrauensvollste und vertrauenswürdigste Mensch“ ihrer Kindheit, hat sie in diesem Interview gesagt. Was sie von ihrer Oma gelernt hat, war also vor allem Vertrauen. Ich meine, darum geht es im Glauben. Wenn ich nur ein Wort gebrauchen dürfte, um den christlichen Glauben zu beschreiben, würde ich sagen: Glauben ist Vertrauen: Darauf vertrauen, dass Gott für mich sorgt. Darauf vertrauen, dass er mein Leben und die ganze Welt in seiner Hand hält. Darauf  vertrauen, dass das Böse – auch das Böse in mir selbst – letzten Endes nicht die Oberhand behält.

Ich glaube, man tut Kindern etwas Gutes, wenn man ihnen von diesem vertrauenswürdigen Gott erzählt. Glauben kann man nicht machen und erst recht kann und soll man Glauben nicht erzwingen. Aber Kinder sollten die Chance haben, den Glauben kennen zu lernen. Das kann im Kindergarten sein, im Religionsunterricht oder in einer Kindergruppe in der Kirchengemeinde. Und auch Eltern und Großeltern können Kindern den Glauben nahe bringen, etwa indem sie ihren Kindern oder Enkeln Geschichten aus einer Kinderbibel vorlesen oder mit ihnen vor dem Einschlafen ein Gebet sprechen.

Wenn ein Mensch erwachsen wird, dann bleibt es nicht beim Kinderglauben. In der Jugendzeit wird der Glaube in Frage gestellt. Er muss sich mit anderen Meinungen und Weltanschauungen auseinandersetzen, und auch mit den eigenen Zweifeln. Manchmal können Menschen dann nicht mehr glauben. Oder aber es entsteht eine neue Art zu glauben, eine erwachsene eben.

Sibylle Lewitscharoff glaubt auch heute noch an Gott. Die 66-jährge Autorin hat ein Buch über das Leben nach dem Tod geschrieben. „Ich hoffe, von Gott behütet zu werden“, sagt sie.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32171
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