Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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20NOV2020
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„Wir sind an einer religiösen Zeitenwende angelangt“, sagte Jörg Zink. „Die bisherigen Weltbilder, auch die religiösen, werden nicht überdauern. Auch nicht die überlieferten Strukturen des verfassten Christentums. - Und das ist gut so“, fügte er hinzu. Jörg Zink hat sich als Pfarrer und Theologe in aller Freiheit Gedanken über Gott und die Welt gemacht. Er war ein Visionär.In seiner Kindheit zieht es ihn auf die Schwäbische Alb. Er schläft in Höhlen und redet mit Tieren und Bäumen. In den Wäldern erfährt er das erste Mal, dass „die Welt mehr sein könnte als ihre Vorderseite, dass sie tiefer ist.“ wie er selbst sagt. Mit ungefähr zehn Jahren hat er folgendes Erlebnis: „Da wurde plötzlich die ganze Landschaft glasig, die Bäume und die Berge, und da strahlte hinter der Landschaft ein Licht auf mit einer Wärme, die ich bis dahin nicht kannte.“ In ihm ist dadurch das Gefühl entstanden, dass man das Leben bestehen kann. Dieses Zutrauen hat ihm vorher gefehlt. Jörg Zink spricht von einem „lichterlohen Bewusstsein,“ wenn ihn aus heiterem Himmel solche visionären Momente treffen. Als er beginnt darüber zu reden, erfährt er, dass viele Menschen ähnliche Erfahrungen machen, Erlebnisse, die nicht beweisbar sind. In einem Brief schreibt er: „Wenn das Christentum nicht seinen mystischen Hintergrund wiederentdeckt, dann hat es uns nichts mehr zu sagen.“ Mystik, ein geheimnisvolles Wort. Es meint nicht irgendetwas Abgehobenes oder etwas, das normal Sterbliche nicht erreichen können. Mystik ist nicht die große Erleuchtung oder das total abgefahrene Mysterium. Mystik heißt für mich als Christ, dass wir uns zurückbesinnen auf Jesus. Sie nannten ihn damals den Christus, den Gesalbten. Alle getauften Christen sind Gesalbte, wie Propheten, Könige und Priester damals. Jesus brauchte keinen Tempel und keinen Kult. Er hat auf den Geist Gottes vertraut. Jesus hat mit Gott in einem engen Verhältnis gelebt, wie ein Sohn zu seinem Vater. Ich bin mir sicher, Jesus wollte, dass wir Menschen unsauch so verstehen – als Kinder Gottes. Mit einem direkten Draht zum Himmel. Wenn wir also, wie Jörg Zink meint, an einer religiösen Zeitenwende angelangt sind, Weltbilder nicht überdauern und die überlieferten Strukturen der Kirchen in sich zusammenbrechen, dann bleibt für mich als Christ vor allem die Frage: Wie stehen wir zu Jesus? Was hatEruns zu sagen? Jesus ruft uns zu: »Fürchtet euch nicht!« Sucht den direkten Draht zum Himmel!

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