Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Ich trau`s mich ja kaum zu sagen, aber ich bin gern zuhause“, sagt eine junge Mutter auf dem Spielplatz.
Ich bin erschrocken, als ich das gehört habe. Nicht, weil sie gerne bei ihren Kindern bleibt. Sondern weil sie es so leise gesagt hat, als ob das niemand hören dürfte. „Weil es ja eh keiner versteht. Und weil ich dann gleich in so eine Ecke geschoben werde“, erklärt sie. Dabei geht es ihr nicht darum, zuhause die Supermami zu sein. Sie will einfach in den ersten Jahren viel für ihre Kinder da sein. Darum haben ihr Mann und sie sich entschieden, dass sie zuhause bleibt und sie auf ihr Gehalt verzichten.
„Frauen verdienen mehr!“ fordern heute Gewerkschafts-Frauen beim internationalen Frauentag. Sie haben die andere Seite im Blick.
„Frauen verdienen mehr“, heißt bei ihnen nämlich gleichen Lohn wie die Männer, mehr sozialversicherte Jobs und eine Bezahlung, die es den Frauen möglich macht, von ihrer Arbeit zu leben.

Ich finde, das ist wirklich wichtig. Es kann schließlich nicht sein, dass Frauen, nur weil sie Frauen sind, schlechter bezahlt werden. Oder dass sie über Jahre arbeiten und trotzdem nicht davon leben können.
Darum bin ich froh, dass es Frauen gibt, die diese Themen in die Öffentlichkeit bringen und dafür auf die Straße gehen.

„Frauen verdienen mehr“ – das heißt für mich aber noch mehr. Das fängt nämlich schon viel früher an. Eben bei der Mutter auf dem Spielplatz.
Ich erlebe es immer wieder, dass Frauen sich gegenseitig nicht gelten lassen können. Da schütteln Mütter den Kopf, weil eine nach zwei Monaten schon wieder arbeiten geht und das Kind in die Krippe gibt: „Wieso will die überhaupt Kinder?“ fragen sie.
Und auf der anderen Seite haben genau die Mütter, die zuhause bleiben, oft das Gefühl, dass sie nicht anerkannt sind und nicht genug leisten.
Frauen verdienen mehr, das heißt für mich: mehr Verständnis füreinander und mehr Solidarität untereinander. Dass eben nicht jeder andere Lebensentwurf gleich verurteilt wird, sondern jede so leben kann, wie es für sie richtig ist.

Das haben wir alle verdient!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3190
weiterlesen...