Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

20OKT2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Letztlich hab ich mal wieder gespürt wie Worte wirken. Nicht auf Andere, sondern meine Worte auf mich selbst. Ich hatte lange Zeit überlegt wann ich in den Ruhestand gehe und irgendwann hatte ich die Lösung gefunden und eine Entscheidung getroffen. Und als ich sie zum ersten Mal ausgesprochen hatte, bekam sie eine ganz andere Wertigkeit für mich, ein ganz anderes Gewicht. Erstmal für mich und dann natürlich auch für die Menschen um mich herum. Meine Worte begannen zu wirken. Auf meine Umwelt und auf mich.
Was passiert da eigentlich, wenn Gedanken oder Gefühle zu Worten werden? Das, was in meinem Kopf und Herzen ist, wird irgendwann zu Klang. Geht über Lunge, Mund und Zunge von innen nach außen, in die Welt, zu anderen Menschen und wird bei ihnen zu Gedanken und Gefühlen.
Wie wichtig es doch ist, Worte mit Bedacht zu wählen. Nicht zu viel und dauernd zu quatschen, weil die Worte dann an Gewicht verlieren, sich selbst entwerten. Und man selbst oder auch die Anderen nicht mehr unterscheiden können was nun wirklich wichtig ist und was nicht.

Worte können aber auch wie Pfeile sein. Einmal rausgeschossen kann man sie nicht wieder zurückholen. Gesagt ist gesagt.

Und Worte können wie Messer sein. Oh ja, das weiß ich sehr gut, ich konnte früher sehr verletzend sein, habe Worte manchmal wie Waffen eingesetzt. Worte können auch gewaltsam sein, sogar die Vorstufe von körperlicher Gewalt und Waffengewalt. So wie bei Dominosteinen ein Stein auf den nächsten fällt. Deswegen ist die alte jüdische Weisheit auch so wahr: „Achte auf Deine Worte, sie werden zu Taten…"
Ich will aber nicht vergessen, wie heilsam Worte auch sein können.
Worte können wärmen, sie können stärken, erleichtern und lösen.

William Shakespeare hat die heilsame Kraft von Worten einmal sehr schön beschrieben. In seiner Tragödie Macbeth sagt ein Mensch zu einem anderen, dem es seelisch sehr schlecht geht: „Sprich, gib Worte Deinem Schmerz. Denn nicht ausgesprochenes Leid bedrängt das Herz bis dass es bricht.“ Wie schön und wie wahr: „Sprich, gib Worte Deinem Schmerz…“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31863
weiterlesen...